Hannover (epd). Der Dachverband «Evangelische Frauen in Deutschland» hat den Gesetzentwurf mehrerer Bundestagsabgeordneter für eine Entscheidungslösung bei der Organspende begrüßt. «Organspende muss freiwillig bleiben», betonte die Verbandsvorsitzende Susanne Kahl-Passoth am Montag in Hannover. Sie wandte sich erneut gegen das Modell einer Widerspruchslösung, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anfang April vorgestellt hatte.
Nach dieser Lösung gelten alle Menschen automatisch als Organspender, sofern sie zu Lebzeiten oder ihre Angehörigen nach dem Tod nicht widersprechen. Dieses Modell pervertiere den Spende-Gedanken, kritisierte Kahl-Passoth: «Definitionsgemäße Voraussetzung einer Spende ist Freiwilligkeit. Und die darf nicht abgeschafft werden.»
Eine fraktionsübergreifende Gruppe von Abgeordneten um die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock legte am Montag einen Alternativ-Vorschlag zu Spahns Modell vor. Danach soll die jetzige Organspenderegelung, wonach der Spendewille etwa in einem Ausweis dokumentiert wird, im Grundsatz erhalten bleiben. Sie soll durch ein Online-Register ergänzt werden, in das jeder Bürger seinen Willen selbst eintragen kann. Gespräche beim Hausarzt und Hinweise der Behörden bei der Beantragung des Personalausweises sollen dazu beitragen, dass mehr Bürger ihre Spendebereitschaft dokumentieren.
Die Evangelischen Frauen begrüßten es, dass die Organspende nach diesem Entwurf eine bewusste Entscheidung bleibe und nicht durch den Staat erzwungen werde. Allerdings müsse die Qualität der Informationen zu Organ- und Gewebespende stärker in den Blick genommen werden, sagte die stellvertretende Vorsitzende Angelika Weigt-Blätgen: «Statt Werbekampagnen für Organspende sind umfassende Informationen nötig. Erst sie schaffen Vertrauen.»
Die beiden Gesetzentwürfe sollen noch vor der Sommerpause in den Bundestag eingebracht werden. Eine Entscheidung könnte dann im Herbst fallen. Der Verband Evangelische Frauen in Deutschland mit Sitz in Hannover vertritt 39 Mitgliedsorganisationen mit rund drei Millionen Mitgliedern.
Source: Kirche-Oldenburg