Emden (epd). Die Kerzen am Adventskranz verbreiten ein mildes Licht, auch wenn es aus Brandschutzgründen Elektrokerzen sind. Nach ihrer Arbeit pflegen die Frauen und Männer aus der Wohngruppe der Behinderteneinrichtung Lobetalarbeit in Celle an winterlichen Tagen ein Ritual. Bei Kaffee und Tee liest Erzieher Sebastian Wiesenberg ihnen eine Geschichte vor. «Wir wollen es uns gemütlich machen», sagt Wiesenberg, der in diesem Jahr auch an Heiligabend Dienst hat. Doch nicht immer geht es bei denjenigen, die von ihrem Beruf an Weihnachten gefordert sind, nur besinnlich zu.

Rund ein Viertel aller Erwerbstätigen arbeiten laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zumindest gelegentlich an Sonn- und Feiertagen. Die meisten im Dienstleistungsbereich. Neben der Gastronomie gehören vor allem die Pflege, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste zu den Bereichen, in denen die Arbeit an Feiertagen verbreitet ist. Ein Grund dafür liegt im Arbeitszeitgesetz, das eine Feiertagsruhe vorschreibt, aber für diese Branchen Ausnahmen erlaubt.

In der Zweigstelle Altencelle der Lobetalarbeit werden rund 150 Menschen mit Behinderungen im Schichtdienst betreut und gepflegt – rund um die Uhr und natürlich an jedem Tag. Bei den Dienstplänen nimmt Einrichtungsleiterin Gisela Thiessen Rücksicht etwa auf die familiäre Situation und sucht die Abstimmung mit den Kollegen. «Aber es ist kein reines Wunschkonzert», sagt sie. «Wir müssen vor allem eine gute Versorgung sicherstellen.» Sebastian Wiesenberg sieht das pragmatisch. «Man arbeitet freiwillig alle zwei Jahre Heiligabend und dann wieder Silvester», sagt er mit einem Augenzwinkern. «Aber es ist ein schönes Arbeiten, gerade zu Weihnachten.»

In der diakonischen Lobetalarbeit wird eine besondere Atmosphäre schon vor dem Festtag deutlich. Heilerziehungspflegerin Alexandra Mock schneidet in ihrer Wohngruppe von Erwachsenen mit geistiger Behinderung einen Beutel vom Adventskalender. Die mit 70 Jahren älteste Bewohnerin summt vor sich hin. Sprechen könne sie nicht, berichtet Mock. Doch jetzt schleichen sich hörbar Worte des Adventsliedes ein – «Macht hoch die Tür».

Regelmäßige Sonn- und Feiertagsarbeit ist laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz aber auch eine Belastung. Der Takt schwingt nicht mehr im Gleichklang mit den meisten anderen. Wer häufiger am Wochenende arbeite, trage ein höheres Gesundheitsrisiko und könne oft schlechter abschalten, sagt Sprecher Jörg Feldmann. Und es gebe eine soziale Komponente: «Tage, an denen viele Menschen gemeinsam freie Zeit haben, sind wichtig.» Feiertagsarbeit lasse sich zum Teil nicht vermeiden, sie sollte aber nicht unnötig ausgeweitet werden.

Pascal Springers Dienst kann Leben retten. In der Nordsee vor Niedersachsen liegt die Plattform zur Stromverarbeitung, auf der der Offshore-Rettungssanitäter der Johanniter in diesem Jahr vom 19.Dezember bis zum 2. Januar im Einsatz ist. In der Praxis dort hat er es vom Husten über Schnittwunden bis zum Herzinfarkt mit allen möglichen Erkrankungen zu tun. Unterstützt wird er per Telemedizin von Ärzten aus Oldenburg und Berlin. Der 35-Jährige aus Balingen bei Tübingen verbringt die Festtage rund 800 Kilometer von seiner Frau und den fünf und drei Jahre alten Söhnen entfernt. Immer wieder hat er aber auch zwei Wochen am Stück frei. «Es ist ein Leben in zwei Welten», sagt er. Möglich sei das nur, weil seine Frau ihm den Rücken frei halte und er wisse, dass Freunde und Familie für sie da sind.

Um Festtagsstimmung sind aber auch die Arbeiter der Plattform aus aller Welt bemüht, weiß Springer, der sein erstes Weihnachten auf See verbringen wird. Er überlegt, mit Rauchfleisch von der schwäbischen Alb eine heimische Spezialität mitzubringen, so wie es auch die Kollegen aus anderen Ländern täten.

Source: Kirche-Oldenburg