Es ist eine weite Reise, aus seinem Dorf in die große Stadt, irgendwo in Afrika. Er fährt zum ersten Mal mit dem Zug. Nach der Ankunft setzt er sich auf seinen Koffer, mitten auf dem Bahnsteig. Jemand spricht ihn an: „Hier kommt jetzt kein Zug mehr. Worauf warten Sie?“ Er antwortet: „Ich warte auf meine Seele. Sie ist so schnell nicht mitgekommen.“

Ich war neulich den ganzen Tag im Zug unterwegs, quer durch Europa. Kommt unsere Seele immer mit? Auf weiten Reisen und auf alltäglichen Wegen – zu Hause, bei der Arbeit – zwischen all den Aufgaben?

Auf meiner Zugfahrt hatte ich durch den Streik viel Zeit. Ich konnte zwischendurch die Augen schließen. Mitten im Gedrängel ging mir der Psalmvers durch den Kopf: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.“

Still werden. Das gehört für mich zum guten Lebensrhythmus dazu. Im schnellen Alltag. In besonderen Momenten. Auf allen Etappen der Lebensreise.

Still werden. Mich innerlich auf meinen Koffer setzen. Und auf die leise Stimme Gottes hören. Damit die Seele mitkommt.

 

Meike von Fintel

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