Bremen/Berlin (epd). Angesichts der teils dramatischen Personalengpässe in den Kindertagesstätten warnt der Bremer Kita-Experte Carsten Schlepper vor einer Reduzierung der Betreuungszeiten. «Das geht zulasten der Kinder und ihrer Familien», sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Auf die Krise müsse auch mit kurzfristig wirkenden Maßnahmen reagiert werden, schlug der Verbandschef vor. So sei der Einsatz zusätzlicher Assistenzen eine Option, um Fachkräfte zu entlasten.

In der Begleitung von Kindern mit Förderbedarf durch persönliche Assistenzen ohne pädagogische Qualifikation machten Einrichtungen bereits gute Erfahrungen, hob Schlepper hervor. «Eine Entlastung durch Hilfskräfte nach einer guten Einarbeitung birgt auch die Chance, die Arbeitsbedingungen in den Kitas insgesamt zu verbessern und damit das Berufsfeld attraktiver zu machen», betonte der Experte.

Derzeit hätten alle Kita-Träger Probleme, Stellen zu besetzen. Schlepper verwies in diesem Zusammenhang auf das jüngste Ländermonitoring zu frühkindlicher Bildung der Bertelsmann-Stiftung. Demnach müssten zusätzlich zum vorhandenen Personal weitere 93.700 Fachkräfte im Westen und 4.900 im Osten eingestellt werden, um die Betreuungswünsche der Eltern zu erfüllen. Die größte Hürde auf dem Weg zu genügend Plätzen und mehr Qualität in der frühkindlichen Bildung bleibt nach Einschätzung der Stiftung «der enorme Fachkräftemangel».

Seit Monaten mehren sich Schlepper zufolge die Alarmzeichen in der Kindertagesbetreuung. «Schon im Sommer haben wir feststellen müssen, dass das System personell an seine Grenzen stößt.» Knapp die Hälfte der evangelischen Kitas habe zeitweise ihre Kern-Betreuungszeiten zwischen sechs und acht Stunden kürzen müssen, bilanzierte er nun nach einer Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung.

Der Grund dafür seien in der Regel krankheitsbedingte Ausfälle, die durch fehlende Personalpuffer nicht ausgeglichen werden könnten. «Der Personalmix zwischen Fachkräften und nicht grundständig ausgebildeten Assistenzen wird die Zukunft der Kitas sein, sonst können wir die Standards für eine gute frühkindliche Bildung nicht halten», warnte Schlepper. Die Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder ist ein Fachverband der Diakonie in Deutschland.

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Kita-Experte warnt vor Reduzierung der Betreuungszeiten (epd-Gespräch: Dieter Sell)