Oldenburg/Straßburg (epd). Europaparlaments-Präsident Martin Schulz (SPD) hat die Bürger in Europa aufgefordert, sich gemeinsam gegen eine zunehmende Islamfeindlichkeit zu stellen. "Wir brauchen einen Schulterschluss der gesamten Zivilgesellschaft, der Kirchen und Glaubensgemeinschaften, der Gewerkschaften, der Vereine und der vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern", sagte Schulz der Oldenburger "Nordwest-Zeitung".
Er halte es mit Papst Franziskus, der ein deutliches Signal gesetzt habe, als er eine muslimische Flüchtlingsfamilie von Lesbos mit in den Vatikan genommen habe, sagte Schulz: "Das war eine klare Botschaft an diejenigen, die sich christlich nennen, aber sich weigern, muslimischen Flüchtlingen Schutz zu gewähren."
Die Europäische Union müsse sich auf das besinnen, was die Staaten eine und nicht auf das, was sie trenne, betonte der Parlamentspräsident. Auch da sei der Papst Vorbild. Er habe genau das in seiner jüngsten Rede bei der Verleihung des Karlspreises gefordert. Franziskus habe an die Europäer appelliert, "aufzustehen und für unser gemeinsames Europa zu kämpfen. Es war eine Mahnung, nicht den großen Vereinfachern und Spaltern zu folgen, also denjenigen, die Europa abwickeln wollen und die Abschottung und Ausgrenzung predigen."
Die Flüchtlingskrise zeige deutlich, dass Europa auf ein globales Phänomen keine nationalen Antworten geben können, mahnte Schulz: "Das geht nur im europäischen Verbund. Was wir aber in zu vielen Ländern erleben, ist der Rückzug in den nationalen Schrebergarten und fehlenden Gemeinschaftssinn." Genau dadurch entstehe eine Krise, "die es gar nicht gäbe, wenn sich so viele nicht aus der gemeinsamen Verantwortung stehlen würden". Eben die Länder, die sich verweigerten, kritisierten anschließend die EU dafür, die Flüchtlingskrise nicht in den Griff zu bekommen. "Einen derartigen Zynismus habe ich selten erlebt."
Source: Kirche-Oldenburg