Hannover/Frankfurt/Main (epd). Ältere Frauen wählen nach Ansicht der Frankfurter Alterswissenschaftlerin Insa Fooken eher einen radikalen Bruch mit langjährigen Ehepartnern als Männer. Es seien zumeist die Frauen, die in der zweiten Lebenshälfte die Scheidung einreichten, sagte die Psychologie-Professorin der Frankfurter Goethe-Universität in einem Interview der Wochenendbeilage der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung»: «Die Männer verursachen die Probleme, die Frauen vollziehen die Trennung. Die Frauen gehen, die Männer fallen aus allen Wolken.»
Viele Frauen harrten lange in einer unglücklichen Beziehung aus, weil sie oft noch immer in der wirtschaftlich schwächeren Position seien und sich Familienidealen verpflichtet fühlten. «Sie glauben, den ‘Laden am Laufen’ halten zu müssen», betonte die Psychologin. Inzwischen lösten sich aber auch mehr Männer jenseits der 50er oder 60er Jahre aktiv aus unbefriedigenden Beziehungen. Sie täten dies zunehmend auch, ohne dass immer eine neue Partnerin im Spiel sei, «bei der sie sich sozusagen ins gemachte Netz setzen und bemuttern lassen können».
In allen Lebensphasen gebe es Einschnitte, die zu einer Neujustierung von Bedürfnissen und Zielen führten, sagte Fooken und nannte zum Beispiel die Geburt eines Kindes, einen runden Geburtstag, die Pensionierung oder den Tod der Eltern, deren Pflege zuvor viel Kraft gekostet habe. «Das alles sind Ereignisse, an denen wir uns mehr oder weniger stark neu ausrichten müssen – mitunter auch, indem wir konsequent mit eingeschliffenen Lebensweisen brechen, selbst in höherem Alter.»
Die Menschen würden heute im Durchschnitt mehr als 80 Jahre alt. Wer aus dem Arbeitsleben ausscheide, habe immer noch fast ein Lebensdrittel vor sich, betonte die Gerontologin, die seit mehr als 20 Jahren zu dem Thema forscht. «Da lohnt es sich allemal, Pläne zu schmieden, etwas zu wagen und sich auf ganz neue Erfahrungen einzulassen.»
Source: Kirche-Oldenburg