Hannover (epd). Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) und der hannoversche Landesbischof Ralf Meister haben in Hannover Nachwuchs-Poetry-Slammer geehrt. Die Schülerinnen und Schüler fünf niedersächsischer Schulen feierten in der Lutherkirche eine "Slam-Gala" zum 500. Reformationsjubiläum. Die Gala bildete den Abschluss des Projektes "Meine These – Meine Worte", zu dem das Kultusministerium gemeinsam mit der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen eingeladen hatte.
Unter Anleitung des Poetry-Slammers Tobias Kunze hatten die Nachwuchs-Poeten der Kooperativen Gesamtschule in Rastede, der Albert-Schweitzer-Realschule in Lohne, der Ratsschule in Melle, des Wilhelm-Raabe-Gymnasiums in Hannover und des Andreanums in Hildesheim in den vergangenen Wochen in Workshops zahlreiche Beiträge erarbeitet. Als Basis dienten Texte des Reformators Martin Luther (1483-1546). "Luther musste aber nicht das Vorbild sein, und die Werke brauchten auch keine religiöse Anknüpfung", sagte Kunze. Die Heranwachsenden hätten "absolut genial abgeliefert".
So philosophierten die Schülerinnen und Schüler über den Lebenskreis eines Baumes, sinnierten über Zeitverschwendung und kritisierten maßlosen Konsum in der Rolle einer Fachärztin für Burger-Chirurgie, die über den Arbeitsalltag in der Fast-Food-Gastronomie berichtete. Andere Teilnehmer präsentierten lyrische Texte, Assoziationsketten, fiktive Tagebucheinträge oder Gedanken zur Sinnhaftigkeit von Wahlplakaten.
Landesbischof Meister lobte die Beiträge: "So wie Luther habt ihr Worte gesucht und gefunden, um eure Message eindrücklich zu transportieren", sagte er. Auch Luther sei ein wortgewaltiger Spracherfinder gewesen. "Auch ihm ging es um eine Message." Dem Reformator habe es aber nicht genügt, dass diese Botschaft vorne auf dem Altar der Kirche gelegen habe. Sein Anliegen sei es gewesen, dass die Menschen die Bibel auch zu Hause lesen und verstehen konnten. Ministerin Heiligenstadt sagte, auch Luther wäre ein begeisterter Poetry-Slam-Fan gewesen.
Die evangelische Kirche feiert noch bis Ende Oktober 500 Jahre Reformation. 1517 hatte Luther seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in die evangelische und die katholische Kirche zur Folge hatte.
Source: Kirche-Oldenburg