Der Bischof und Theologie-Professor Eduard Lohse galt als Vermittler und Brückenbauer und auch als scharfsinniger Denker. Jetzt nahmen Freunde und Weggefährten Abschied von dem früheren EKD-Chef, der Ende Juni mit 91 Jahren gestorben war.

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Rund 400 Menschen haben mit einer Trauerfeier im Kloster Loccum bei Nienburg Abschied von dem früheren Landesbischof und EKD- Ratsvorsitzenden Eduard Lohse genommen. In der Klosterkirche kamen am Sonnabend zahlreiche kirchliche Repräsentanten sowie Familie, Freunde und Weggefährten zusammen. Unter ihnen waren der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, die Präses der EKD-Synode und frühere Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer sowie Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD).

Der Theologieprofessor und langjährige hannoversche Bischof Lohse war am 23. Juni im Alter von 91 Jahren in Göttingen gestorben. Zu seinen Ehren läuteten zu Beginn der Trauerfeier in weiten Teilen Niedersachsens die Totenglocken. Der heutige hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte bei der Trauerfeier, Eduard Lohse habe «in herausragender Weise der Botschaft Gottes in unserer Welt Gestalt gegeben».

Lohse führte von 1979 bis 1985 den Vorsitz im Rat der EKD und war damit höchster Repräsentant des deutschen Protestantismus. Von 1971 bis 1988 stand er als Bischof an der Spitze der größten deutschen Landeskirche, der Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. Zugleich leitete er von 1977 bis 2000 als Abt das Kloster Loccum bei Nienburg. Zuvor war Lohse von 1956 bis 1971 Professor für Neues Testament in Kiel und Göttingen. Universitäten im In- und Ausland zeichneten ihn mit der Ehrendoktorwürde und mit Preisen aus. Lohse war auch Präsident des Weltbundes der Bibelgesellschaften.

In der Predigt würdigte Landesbischof Meister ihn als klugen und scharfsinnigen Denker, der stets bescheiden und den Menschen zugewandt geblieben sei. Sein Dienst sei ein «lebenslanges fruchtbares Bemühen» für die Erforschung und Auslegung des biblischen Wortes gewesen. Noch vor wenigen Wochen habe Lohse vor dem Kirchenparlament in Hannover eine eindrückliche Bibelarbeit gehalten, die viele auch als sein Testament gehört hätten: «Haltet euch treu an die Schrift. Gottes Wort erfüllt euer Leben.»

Lohses blumengeschmückter Sarg war im Altarraum der Klosterkirche aufgebahrt. Während der Trauerfeier erklang Musik von Johann Sebastian Bach, wie Lohse es sich gewünscht hatte. In der Predigt zitierte Meister aus einer Meditation, die Lohse noch zu Lebzeiten für den Tag seiner Bestattung vorbereitet hatte. Zu der Feier waren auch viele frühere Fakultätskollegen von der Universität Göttingen ins Kloster Loccum gekommen. Lohse wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt. Dort liegen nach alter Tradition die hannoverschen Bischöfe begraben.
Source: Kirche-Oldenburg