Hannover (epd). Die hannoversche Landwirtschaftspastorin Ricarda Rabe hat vor einem Konkurrenzkampf um Futterreserven zwischen Tierhaltern und Betreibern von Biogasanlagen gewarnt. «Die Reihenfolge muss ganz klar Teller, Trog und erst dann Tank heißen», sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine andere Reihenfolge sei ethisch nicht zu rechtfertigen.
Es gebe Berichte, denen zufolge Betreiber von Biogasanlagen die von Milchviehhaltern dringend benötigten Futterreserven aufkauften. Dies dürfe gerade in Zeiten anhaltender Dürre nicht zum Alltag werden. «Aber Gott sei Dank gibt es auch Biogasbetreiber, die ihrerseits nicht benötigtes Futter den Bauern anbieten», sagte die evangelische Pastorin.
Die derzeitige Trockenheit mache den Landwirten das Leben schwer, sagte Rabe. «Und es betrifft die Bio-Bauern genauso wie die konventionelle Landwirtschaft.» Das Futter müsse über größere Entfernungen herbeigeschafft werden, was die Preise in die Höhe treibe.
Die Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta berichtete jüngst erstmals über den Diebstahl von 100 Quadratmetern Mais. Die Täter hätten gezielt Pflanzen aus der Feldmitte geerntet. Ein Sprecher der Polizei sagte dem epd, die Ermittler gingen von einem Futterdiebstahl aus.
Durch die angespannte Situation sinke auch der Erlös für landwirtschaftliche Produkte, sagte Rabe. Zwar wisse sie noch von keinem Landwirt in Niedersachen, der seine Kühe aufgrund von Futterknappheit früher in die Schlachtung geben musste. «Aber bundesweit sind allein im Juli 20 Prozent mehr Kühe geschlachtet worden als im Vorjahr.» Dies habe für die Landwirte zu einem dramatischen Preisverfall geführt.
Kritik äußerte die Landwirtschaftspastorin an dem aktuellen Vorgehen von Molkereien und Discountern, ausgerechnet jetzt die Preise für Milch und Butter zu senken. «Die Bauern brauchen faire Preise für ihre Produkte, nur so können sie die Dürreeinbußen verkraften.» Die Verbraucher seien bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen.
Der Klimawandel zwinge zu Veränderungen, unterstrich die Theologin. Die Landwirte passten sich ständig den klimatischen Bedingungen an. Dabei gehe es um Technik, Fruchtfolgen und Anbaumethoden. Aber auch die Verbraucher müssten sich über ihr Konsumverhalten Gedanken machen.
Source: Kirche-Oldenburg