Oldenburg/Berlin (epd). Der palästinensisch-israelische Psychologe und Islam-Experte Ahmad Mansour hat am Dienstagabend den mit 10.000 Euro dotierten Carl-von-Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg entgegengenommen. Er erhielt die Auszeichnung für seinen außerordentlichen Einsatz für Demokratie, Toleranz und Integration, wie die Stadt mitteilte. Der in Israel geborene Mansour lebe seit 2004 in Berlin und setze sich von dort eindrucksvoll für ein demokratisches und friedliches Zusammenleben ein. Dabei leiste er eine beispielhafte Präventions- und Aufklärungsarbeit, insbesondere mit Jugendlichen.
Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) würdigte in seiner Laudatio Mansour als "wichtigen Helfer im Kampf gegen die Islam- und Fremdenfeindlichkeit". Mansour erkläre die unterschiedlichen Facetten des Islam und wirke in den muslimischen Teil der Gesellschaft ein. Zudem fordere er eine Reform hin zu einem zeitgemäßen Islam. "Seine Position ist deshalb besonders wichtig, weil er sich von der Hysterie nicht differenzierender eifernder Islamgegner unterscheidet", sagte Baum laut Redemanuskript.
Baum warnte vor einer "wachsender Verfassungsgleichgültigkeit" in Deutschland. Von den Flüchtlingen werde zu Recht der Respekt vor dem Grundgesetz erwartet. "Glaubwürdig sind wir nur dann, wenn wir diese Werte selbst leben." Dies sei in Teilen der Gesellschaft nicht der Fall: "Wer den Islam als grundgesetzgefährdend oder gar grundgesetzwidrig ansieht, verhält sich selbst grundgesetzwidrig."
Der Palästinenser Mansour wurde den Angaben zufolge 1976 im arabischen Dorf Tira in Israel geboren. Als 13-Jähriger sei der in patriarchalen Strukturen aufgewachsene Jugendliche durch einen fundamentalistisch geprägten Imam zum Islamisten geworden. Ab 1996 studierte er in Tel Aviv Psychologie, Soziologie und Philosophie. In dieser Zeit habe sich Mansour vom Fundamentalismus gelöst. Aufgrund der Gewalterfahrungen der zweiten Intifada zog er 2004 nach Berlin, wo er sein Studium der Klinischen Psychologie fortsetzte.
Für sein Engagement wurde Mansour bereits mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er den Moses-Mendelssohn Preis des Berliner Senats und die Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.
Der Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik erinnert an den Schriftsteller und Pazifisten Carl von Ossietzky (1889-1938). Er wird von der Stadt Oldenburg alle zwei Jahre für Arbeiten, Gesamtwerke oder an Personen vergeben, die sich in herausragender Weise mit dem Leben und Werk Ossietzkys, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder mit der demokratischen Tradition und Gegenwart befassen.
Source: Kirche-Oldenburg