„Alles im grünen Bereich? – Schön wär’s ja!", sagte Pastor Udo Dreyer, er hatte zum Gottesdienst in die Scheune der LandTageNord eingeladen. So wie es auf der Landwirtschaftsmesse darum ginge Landwirte und Verbraucher miteinander ins Gespräch zu bringen, solle dieser Gottesdienst ebenfalls dazu beitragen.
Etwa 140 Gottesdienstbesucher waren der Einladung gefolgt und fanden die Beiträge der Akteure sehr spannend und informativ. Dreyer betonte: „Gott hat uns diese Erde anvertraut, dass wir sie bebauen und bewahren. Wie können wir unter den heutigen Bedingungen diesen Schöpfungsauftrag erfüllen – als Landwirte und Verbraucher – dazu hören wir heute Antworten aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln."

Bianca Junker und Sandra Steinmann, zwei Frauen aus Wüsting, zeigten in einem Dialog die Widersprüche des günstigen Supermarkteinkaufs und des teureren Einkaufs. Wegen der niedrigen Milchpreise hätten Bauern einen riesigen Misthaufen vor Supermärkten abgeladen. Die niedrigen Preise, die Massentierhaltung, das sei nicht im grünen Bereich. Sicher sei, die Preisentwicklung der Lebensmittel, Anbau und Tierhaltung genau zu beurteilen sei ganz schön kompliziert. Auch sei das Verhalten der Verbraucher widersprüchlich. Alle kauften gern günstig ein, seien jedoch gegen Massentierhaltung. Das Fazit: „Die Verbraucher sind aufgefordert, sich mehr darauf zu besinnen, saisongemäß und regional einzukaufen Damit unterstützen wir nicht nur unsere heimischen Landwirte, wir tun der Umwelt sicherlich auch den größeren Gefallen." Wichtig der Hinweis auf die Macht der Verbraucher: „Vielen ist gar nicht bewusst, was wir Menschen in der Masse für eine Macht ausüben können und das ist ein guter Schritt, um wieder mehr in den grünen Bereich zu kommen."

Was ist im grünen Bereich und was nicht – unterschiedlich äußerten sich darüber Volker Kipping, Betreiber des Biohofes Grummersort und Wilfried Siems, Landwirt aus Oberhausen. Kipping sieht den Menschen als Mitspieler in der Natur. Im grünen Bereich ist für ihn, auf hohe Milcherträge zu verzichten, den Kühen mit Weide und Heu zu füttern und von der Milch Käse zu produzieren. Weiterhin stellte er die Vielfalt von zueinander passenden Pflanzen und die Bodenkultur mit vielen Organismen heraus.

Für Landwirt Siems ist alles im grünen Bereich, wenn er bewusst mit der Natur und mit moderner Technik arbeite. Der grüne Bereich ist weiterhin für ihn, dass sich gegenüber früherer Jahre durch Boxenlaufstelle und Melkroboter die Lebensbedingungen für die Milchkühe wesentlich verbessert hätten. Die Bodenbeschaffenheit der Felder dürften die Grenzwerte nicht überschreiten, daher werde nicht zu viel gedüngt. Überhaupt nicht im grünen Bereich sei für ihn, dass Landwirtskinder „aufgrund von unsachlichen Medienberichten von Mitschülern als Tierquäler und Umweltzerstörer beschimpft werden." Er lud ein, jederzeit seinen Hof zu besichtigen.

„Landwirtschaft bleibt ist und bleibt ein Spannungsfeld", fasste Udo Dreyer in seiner Predigt zusammen. „Was ist im grünen Bereich und was nicht? Darüber lässt sich trefflich streiten." Manche Kritik an der Entwicklung sei berechtigt, doch ließe der wirtschaftliche Rahmen immer weniger Spielräume. „Wir als Verbraucher entscheiden letztlich darüber mit, was für eine Landwirtschaft wir wollen. Aus der Verantwortung für das Leben kommen wir alle nicht raus. Lebensmittel sind, egal in welcher Form und Zusammensetzung, gute Gaben Gottes.

Es gibt sie nur, weil es das Wunder der Schöpfung gibt, das wir Gott zu verdanken haben und Landwirten, die unsere Nahrungsmittel erzeugen. Sie sind wertvoll und sollen es bleiben. Daran sollten wir nach unseren Möglichkeiten beim Griff ins Einkaufsregal immer denken, damit wir im grünen Bereich bleiben. Leben findet gemeinsam statt, mit anderen Menschen, mit anderen Geschöpfen und mit Gott. Wenn wir das erkennen und aus dieser Haltung leben – dann sind wir voll im grünen Bereich."

Bärbel Romey
Source: Kirche-Oldenburg