Schweine auf dem Silbertablett und weitere kleine Holztiere stehen auf einem Tisch im Kirchenzelt und ziehen viele Blicke auf sich. So auch die der Familie Meyer aus Hude. Am Sonnabend bummeln die Mädchen Xenia und Xandra mit Mutter und Oma über das große Gelände der LandTageNord in Wüsting. Sie sehen die kleinen Holztiere, kommen ins Zelt und sofort mit Pfarrer Dietrich Jaedicke, Großenkneten, ins Gespräch. „Was glaubt ihr, wie viele Schweine ihr in eurem Leben esst?", die Mädchen raten viel zu niedrig, so wie viele weitere Besuchende.  

„Es ist total interessant, wie Menschen reagieren, wenn sie erfahren, wie viel Fleisch sie im Leben essen", sagt Jaedicke. Offensichtlich ist seine Begeisterung, wenn er die Antworten auf die Fragen des Quiz an einer Stellwand mit Hilfe der Holztiere auf dem Tisch demonstriert.

Vier Tage lang engagieren sich Pfarrerinnen und Pfarrer, Mitarbeitende und Ehrenamtliche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und des Kirchenkreises Delmenhorst / Oldenburg Land im Kirchenzelt, diskutieren mit zahlreichen Interessierten, verteilen bunt verpackte Tulpenzwiebeln und laden ein, einen Segensspruch aus der kleinen Holzkirche zu ziehen. 

Passend zur Landwirtschaftsmesse stehen in diesem Jahr im Kirchenzelt das Thema Tierhaltung, Ernährung und Klimaschutz im Mittelpunkt. Der Wüstinger Ortspfarrer Udo Dreyer hatte vor vier Jahren die Idee, die evangelische Kirche auf den LandTageNord zu präsentieren. „Der Messeveranstalter kommt uns sehr entgegen und stellt uns die Scheune für den Gottesdienst am Sonntagmorgen zur Verfügung. Auch diesen festen Messeplatz haben wir hier, das wissen die Leute inzwischen. Wir sind etabliert." Manche Besuchende hätten noch die Segenssprüche der vergangenen Jahre. „Hier ist eine gute Ausstrahlung und es ist gut zu sehen, dass wir hier Menschen treffen, die Lebendigkeit in die Kirche bringen."

Tägliche Andachten
Lebendig – dazu gehören mittags die Andachten im Zelt. Um kurz vor zwölf Uhr läuten laut und unüberhörbar die Glocken aus der kleinen Holzkirche vor dem Kirchenzelt. Die täglichen Andachten werden durch Bläser begleitet. „Wir kommen immer wieder gern hier zusammen", erklärt Musiker Manfred Rose. „Proben brauchen wir vorher nicht. Ich kenne die Musiker aus dem ganzen Kirchkreis, sie spielen alle in Posaunenchören." Rose und seine Bläser spielen an den ersten beiden Messetagen, Sonntag und Montag sorgen der Posaunenchor Holle-Wüstung und einige Huder Bläser unter Leitung von Christian Strohmann für die musikalische Begleitung.

Die Andacht am Freitag liest Kreispfarrer Bertram Althausen aus dem Kirchenkreis Oldenburg. Samstag folgt Kreispfarrer Jens Möllmann aus dem Kirchenkreis Wesermarsch. Die Holzbänke in dem Kirchenzelt sind stets gut besetzt. Die Menschen genießen einen Moment der Stille, trotz des Trubels um das Zelt herum. Zwei Besucherinnen aus Wüsting kommen jeden Tag auf das große Gelände und gezielt besuchen sie täglich die Andacht.

„Es ist hier ein Ruhepool", sagen auch Ingrid Rose aus Neerstedt und Brigitte Hedemann aus Oldenburg. Die Frauen begleiten ihre Männer, Musiker des Posaunenchors, und finden, es sei wohltuend in dem Gewusel hier im Zelt eine Oase zu finden.

Auch am Sonntag sind die Bänke zur Andacht mittags gut besetzt, trotz des Gottesdienstes am Morgen in der Scheune. Pfarrer Dietrich Jaedicke liest die Andacht und geht auf die Anwesenheit der Kirche auf der Landwirtschaftsmesse ein. „Das Land zu nutzen, dafür ist es uns von Gott anvertraut. Land und Vieh sind uns seit Jahren von Gott anvertraut, auch wenn sich die Landwirtschaft heute an die Zeit angepasst hat, die Verantwortung bleibt."

Klima und Ernährung
Ein Magnet für viele Interessierte ist das Klimaquiz. Im Zelt wird geschätzt und diskutiert. Sensibilisierung auf aufmerksamen Umgang mit Tieren und der Umwelt wollen die Organisatoren erreichen. Viele interessante Gespräche zeigen Wissen der Situation über Tierhaltung und Verbrauch, häufig aber auch Überraschung und Unkenntnis.

„Es geht auch anders", argumentieren Besuchende aus der Grafschaft Bentheim. Die beiden Ehepaare Altene und Jan Schothorst, Landwirte für Junghennenaufzucht sowie Annette und Bernd Averes, Landwirte für Mastbullen auf Stroh, beschreiben ihre Landwirtschaftsbetriebe.

Für Michael Neuhof aus Oldenburg ist der Besuch im Kirchenzelt und der Gottesdienst am Sonntagmorgen ein fester Programmpunkt. Gemeinsam mit Claudia Stüwe sieht er sich das Quiz an. Das Kirchenzelt auf der Landwirtschaftsmesse zu integrieren findet er richtig. „Weil es hier um die Frage der Schöpfung geht", begründet er.

Neben dem Kirchenzelt befinden sich in einem kleinen Zelt eine Kuh-Attrappe, ein Einkaufswagen und viele leere Milchtüten. Die beiden Klimaschutzmanagerinnen der Kirche Oldenburg, Andrea Feyen und Claudia Stüwe fordern Interessierte auf, zu schätzen, wie viel Liter Milch eine Kuh im Durchschnitt gibt. Vor dort aus gehen sie dann ins Zelt zum Klimaquiz. Die beiden Expertinnen hatten gemeinsam mit Udo Dreyer, Dietrich Jaedicke, sowie mit dem Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der oldenburgischen Kirche, Dirk-Michael Grötzsch, Pfarrer Hans-Werner Kögel und Sabine Schlösser, das Quiz erarbeitet und umgesetzt. Von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kamen auch die maßgebliche Unterstützung und die Materialien für den Messestand.

„Durch dieses Quiz und in den Gesprächen wollen wir die Verbraucher sensibilisieren und anregen, bewusster einzukaufen", erklärt Feyen. Für die Agraringenieurin und Expertin für Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit ist Veränderung wichtig, denn die „Erde muss der Nachkommenschaft erhalten bleiben." Sie kenne den Zwiespalt der Landwirte, einerseits hätten viele Landwirte den Wunsch, einen kleinen Familienbetrieb zu führen, doch ließe sich das häufig nicht umsetzen.

Claudia Stüwe ist Expertin der Nachhaltigkeitswirtschaft. Für sie ist diese Arbeit „genau das Richtige. Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin, denn ich möchte unterstützen um die Schöpfung zu bewahren." Dankbar sei sie, diese Arbeit gefunden zu haben und ihr Lebensthema in die Arbeit integrieren zu können.

Zufrieden zeigen sich die Pfarrer Dietrich Jaedicke und Udo Dreyer. „Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Diskussionen zugenommen. Das positive Feedback zeigt, dass wir etabliert sind", fasst Dreyer zusammen. Für Jaedecke war das „Quiz der Renner. Die Veranschaulichung regt an, über das Konsumverhalten nachzudenken." Es bestätige sich, dass das Kirchenzelt gut ankomme. „Die Leute freuen sich, dass Kirche hier ist und das ist gut."

Vorschau auf Veranstaltungen
Im November diesen Jahres sind drei Veranstaltungen geplant, die zeigen, was im Einzelnen in kirchlichen Einrichtungen geändert werden kann. Die Bandbreite umfasse alle Themen. „Uns ist der Austausch dabei wichtig", erklären die Klimaschutzmanagerinnen Andrea Feyen und Claudia Stüwe und betonen: „Die Kirche hat den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren."

Die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg setzt sich gezielt für die Bewahrung der Schöpfung und den Klimaschutz ein. Die oldenburgische Synode verabschiedete ein Klimaschutzkonzept, das vorsieht, den CO2-Ausstoß kirchlicher Einrichtungen bis spätestens zum Jahr 2020 um 25 Prozent gegenüber 2008 zu senken.

In kurzen Workshops werden drei Themenblöcke geplant: Energiedatenbedarf; Einkauf – Mobilität und Schöpfungs-Spiritualität.
Anmeldung: Umwelt@kirche-oldenburg.de für den 7. November in Varel, den 14. November in Großenkneten oder den 21. November in Oldenburg.
Bärbel Romey
Source: Kirche-Oldenburg