Hannover (epd). Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen hat anlässlich des Weltarmutstages auf eine deutliche Schieflage bei der Verteilung des Reichtums in Deutschland hinweisen. Aktuell sei jeder sechste Bundesbürger von Armut und Ausgrenzung betroffen, während zugleich die Zahl der Millionäre stetig steige, sagte Sprecherin Meike Janßen. Die Landesarmutskonferenz stellte bei einem Fachtag unter dem Titel "Reichtum.Macht.Armut" einen Forderungskatalog zur Bekämpfung der Armut vor. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hatte den 17. Oktober im Jahr 1992 zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut erklärt.

Unter anderem wird in dem Papier kritisiert, dass der Hartz-IV-Regelsatz zwar zum Überleben reiche, Betroffenen aber keine soziale und kulturelle Teilhabe ermöglicht werde. Zudem hebe der Forderungskatalog Bildung als das wichtigste Kriterium zur Bekämpfung von Armut hervor, sagte Janßen: "Wir brauchen ein durchlässiges Bildungssystem, in dem die soziale Herkunft endlich keine Rolle mehr spielt."

Lars Niggemeyer vom Deutschen Gewerkschaftsbund ergänzte, Politiker müssten dringend wieder bürgernäher werden. Während die Wahlbeteiligung in mittleren und oberen Schichten relativ konstant bleibe, verabschiedeten sich immer mehr Menschen mit geringem Einkommen aus dem politischen Geschehen. "Keine Gesellschaft kann es sich leisten, ganze Bevölkerungsgruppen zu verlieren."

Der Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz, Klaus-Dieter Gleitze, betonte, Betroffene müssten stärker an der Bekämpfung der Armut beteiligt werden. Dazu bedürfe es unter anderem einer besseren finanziellen Unterstützung für unabhängige Selbsthilfegruppen und Erwerbslosenberatungen. Zusätzlich forderte er deutlich höhere Steuern auf Vermögen, hohe Einkommen und Spekulationsgewinne.

Die Landesarmutskonferenz wurde 1995 gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, des Landesbezirks Niedersachsen/Bremen des Deutschen Gewerkschaftsbundes und von Verbänden sowie Initiativen auf Landesebene.

Source: Kirche-Oldenburg