Hannover (epd). Mit einem schmelzenden Eisblock hat die niedersächsische Landesarmutskonferenz am Montag vor dem Landtag in Hannover symbolisch gegen Armut und soziale Kälte protestiert. Das gegenwärtige gesellschaftliche Klima sei von Kälte geprägt, sagte Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze: «Wenn es uns nicht gelingt, die Kälte zum Schmelzen zu bringen, werden wir vor dem Hintergrund von Rekordinflation, Energiekrise, Coronawelle und sich abzeichnender Rezession die größte Krise der Nachkriegszeit erleben.»

 

Bei der Aktion platzierten Mitarbeitende der Armutskonferenz den zu Eis gefrorenen Inhalt eines Wassereimers direkt gegenüber dem Landtag. In der warmen Herbstsonne schmolz er in den Stunden darauf vor sich hin. Anlass war der Internationale Weltarmutstag am 17. Oktober. Die Zivilgesellschaft und von Armut betroffene Menschen müssten klare Zeichen setzen, sagte Gleitze. Sie sollten ihr Anliegen gegen Verarmung und Ausgrenzung auch auf die Straße tragen, in Abgrenzung gegen rechts und für eine solidarische Gesellschaft.

 

Die Landesarmutskonferenz begrüße den Wegfall der Gaspreisumlage und die geplante Deckelung der Gaspreise, erläuterte der Geschäftsführer. Allerdings müssten zeitnah weitere deutliche Schritte folgen. Die Menschen gäben ihr verfügbares Einkommen fast komplett für Ernährung und Energie aus. Die Energiepreise seien um 47 Prozente gestiegen, der öffentliche Nahverkehr habe sich um 14 Prozent verteuert.

 

«Das neue Bürgergeld ab 2023 kommt zu spät und reicht mit 502 Euro nicht annähernd aus, um Menschen die Existenzangst zu nehmen», mahnte der Armutsexperte. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hatte 1992 den 17. Oktober zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut erklärt.

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Armutskonferenz protestiert mit Eisblock gegen soziale Kälte