Der Tod kam plötzlich. Auch wenn ein Mensch schon sehr alt ist, kann sein Tod dennoch ein Schock für die Angehörigen sein. Als meine über 90jährige Mutter vor drei Monaten abends beim Pfannkuchen backen plötzlich zusammenbrach und wenige Stunden später starb, traf uns das alle wie ein Blitz. Sicher, sie hat in ihrem Alter immer mit dem Blick auf das Ende ihres Lebens gelebt. Sie hat offen darüber gesprochen. Und bei unseren Besuchen hat sie uns immer wieder das Fach im Schrank gezeigt: „Da ist alles drin was ihr braucht, wenn es mal so weit ist.“ Die alte Frau lebte auf ihr Ende hin. Und das war gut so. Auch deshalb hat sie ihre Zeit genossen und sich an jedem Tag gefreut, den sie erleben durfte. Auch wenn sie nie wusste, wie viele Tage es noch geben würde. Aber auch das ist gut so, wenn wir nicht alles vorher wissen. Gerade deshalb hat uns, ihre Kinder und ihre Enkelkinder und alle anderen, die sie kannten, die Nachricht von ihrem plötzlichen Tod wie ein Blitz getroffen. Später haben wir uns dann an das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen aus dem Matthäusevangelium erinnert: „Darum wachet! Denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird.“ Die Klugheit unserer Mutter hat uns im Rückblick einmal mehr sehr beeindruckt.

 

 

Rüdiger Schaarschmidt

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