Seit langem beklagen Kliniken, Heime, Sozialverbände und Politiker einen Fachkräftemangel in der Pflege. Durch eine gemeinsame Initiative wollen sie jetzt dafür sorgen, dass die Branche wieder mehr beruflichen Nachwuchs bekommt.

Hannover (epd). Sämtliche niedersächsischen Einrichtungen der Pflegeausbildung haben sich zu einer «Ausbildungsallianz» zusammengeschlossen. Ziel sei es, die Pflegeausbildung hochwertig, einheitlich und attraktiv zu machen, sagte der Vorsitzende der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft, Hans-Heinrich Aldag, am Montag in Hannover. Schulen und Ausbildungsbetriebe wollen sich hierzu besser vernetzen und eine «faire» Bezahlung für die Auszubildenden erreichen. Besonders der Fachkräftemangel in Pflegeberufen solle so abgemildert werden. Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) betonte, mit der Allianz sei Niedersachsen bundesweit Vorreiter.

An der Allianz beteiligen sich neben der Krankenhausgesellschaft die Pflegefachschulen, private Pflegeanbieter, die kommunalen Spitzenverbände und die Wohlfahrtsverbände. Landesweit gibt es laut Sozialministerium derzeit rund 3.000 Pflegeeinrichtungen. In den Berufsfeldern Alten-, Gesundheits-, Kranken- und Kinderkrankenpflege werden aktuell 14.500 Menschen ausgebildet. Experten schätzen, dass derzeit dennoch mindestens 5.000 Pflegefachkräfte in Niedersachsen fehlen.

Ralf Selbach von der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege forderte die Kostenträger aus Politik, Kranken- und Pflegekassen auf, an der Attraktivitätssteigerung des Berufsbildes mitzuarbeiten. Die finanzielle Vergütung für diesen anspruchsvollen Beruf müsse konkurrenzfähig sein, betonte Selbach, zu dessen Verband unter anderem Diakonie, Caritas und die Arbeiterwohlfahrt gehören. «So lange es in Deutschland attraktiver ist an einer Maschine statt am Menschen zu arbeiten, haben wir ein Problem.» Auch innerhalb der Pflegeberufe dürfe es keine Ungleichheit geben.

Ministerin Reimann erläuterte, ab 2020 würden die Pflegekräfte bundesweit «generalistisch» ausgebildet. In den ersten beiden Ausbildungsjahren gebe es dann keinen Unterschied mehr zwischen den verschiedenen Pflegebereichen. Dadurch werde es für Pflegekräfte später leichter, den Arbeitsplatz zu wechseln, etwa zwischen Alten- und Krankenpflege. In Niedersachsen werde es zudem durch einen gemeinsamen Fonds, in den alle Kostenträger einzahlen sollen, jeder Pflegeeinrichtung ermöglicht, eigene Ausbildungsplätze zu finanzieren. Eine Ausbildung werde somit kein «Wettbewerbsnachteil» mehr sein.

Die Präsidentin der Pflegekammer Niedersachsen, Sandra Mehmecke, begrüßte den Schulterschluss der Ausbildungsanbieter und Pflegeschulen als einen «längst überfälligen Akt». Die Pflegekammer, die selbst nicht in die Ausbildungsprozesse eingebunden sei, werde die entsprechenden Gremien mit pflegefachlicher Expertise unterstützen. Die Förderung des Nachwuchses in den Pflegeberufen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Source: Kirche-Oldenburg