Oldenburg (epd). Populäre Lesestoffe aus dem 19. Jahrhundert sind zurzeit in der Lande Bibliothek Oldenburg zu besichtigen. Die Ausstellung präsentiert bis zum 4. September sogenannte Kolportage-Literatur, wie die Bibliothek am Dienstag mitteilte. Die Texte behandeln Themen wie Verbrechen und Abenteuer, Katastrophen und Schlachten, heldenhafte Tugend und tragische Liebe.

 

Die Bezeichnung Kolportage-Literatur erklärt sich durch den Vertriebsweg der Texte. Kolporteure waren mobile Händler, die von Tür zu Tür gingen oder auf Märkten und Schützenfesten auftraten. Sie versorgten Menschen mit Lesestoff, denen andere Zugangsmöglichkeiten zu Literatur verwehrt waren, etwa ländliche und kleinbürgerliche Schichten.

 

Zu diesen Druckerzeugnissen gehören die Kolportage-Heftchen, die in der Ausstellung zu sehen sind: Kleinformatige, nicht sehr umfangreiche Drucke, die kostengünstig in hohen Auflagen produziert wurden. In der Regel bestehen sie aus einer Erzählung und einem Lied, das die jeweilige Erzählung zusammenfasst und auf den Märkten vorgetragen werden konnte. Weil die Vortragenden dabei auf einer Bank standen, nannte man sie auch Bänkelsänger.

 

Die Landesbibliothek Oldenburg verfügt nach eigenen Angaben über eine einzigartige Sammlung von rund 800 Kolportage-Heftchen und Lieddrucken des 19. Jahrhunderts, die von der Forschung bisher kaum beachtet wurde. Die meisten Exemplare entstammen den 1850er und -60er Jahren und wurden im Oldenburgischen gedruckt und vertrieben, also dem Gebiet des ehemaligen Großherzogtums. Die Sammlung geht hauptsächlich auf zwei Quellen zurück: Eine Zensurstelle, die in der Großherzoglichen Öffentlichen Bibliothek von 1836 bis 1848 bestand, sowie die Privatsammlung des Oldenburger Juristen Ludwig Strackerjan (1825-1881), der schon als Student «fliegende Blätter» gesammelt hatte.

 

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Ausstellung in Oldenburg zeigt Kolportage-Literatur