Oldenburg/Hameln (epd). Die Hamelner Autorin und Lyrikerin Tina Willms (55) will Frauen ermutigen, häufiger Nein zu sagen und mehr auf sich selbst zu achten. Dies sei jedoch schwierig, sagte die frühere Pastorin im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Denn für ein Nein gibt es kein Lob.» Das Ziehen von persönlichen Grenzen sei ein «Akt der Selbstfürsorge». Willms ist an diesem Sonnabend Gastreferentin beim zehnten Frauentag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Dabei geht es um die Frage, was im Leben Orientierung, Kraft und Halt gibt.

Gerade Frauen seien es eher gewohnt, auf die Bedürfnisse anderer zu achten und die eigenen zu vernachlässigen, sagte sie. Eine große Rolle spielten dabei «die alten Bekannten» – Sprüche die sich bereits oft in jungen Jahren tief in der Seele verwurzelten und von denen man sich nur schwer befreien könne. «Sie führen dazu, dass sich Menschen selbst unter einen emotionalen Druck setzen und Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun wollen». Ein typisches Beispiel sei «Stell dich nicht so an!». Solche Sprüche seien eigentlich eine klare Verletzung der inneren Grenzen eines Menschen.

Wer wahrnehme, dass die «alten Bekannten» immer häufiger kämen, sollte innehalten und sich mit ihnen vertraut machen, riet Willms. Die «alten Bekannten» seien eng mit Verlust- oder Versagensängsten verknüpft. «Da hilft es zu überlegen, was schlimmstenfalls passieren könnte, wenn ich eine Bitte ablehne und Nein sage.» Oft öffneten sich so Freiräume, etwa für ein ehrliches «Ja» an anderer Stelle.

Den «Alten Bekannten» unreflektiert ausgeliefert zu sein, berge die Gefahr der Selbstausbeutung, warnte Willms. «Im schlimmsten Fall kann es zu seelischen Krisen oder Krankheiten kommen.» Sie selbst erlitt im Pfarramt einen Burn-out. «Es war eine tiefgreifende Erfahrung, die eigenen Grenzen durch eine Krankheit aufgezeigt zu bekommen.»

Durch das kreative Schreiben habe sie neue Kraft im Leben gefunden. Es helfe jedoch nicht, Menschen in der Krise zu sagen: «Entdecke deine schöpferischen Kräfte, das wird dir helfen.» Nur der Betroffene selbst könne in der Krise einen Sinn finden, und auch das oft erst im Nachhinein, unterstrich Willms. Sie selbst habe nun einen anderen Blick auf das Leben. «Ich nehme nichts mehr für selbstverständlich und nehme mir Zeit für Kleinigkeiten und die schönen Dinge des Lebens.»
Source: Kirche-Oldenburg