Vier Tage habe ich sie nun immer wieder angeschaut – die Alte Brücke. Morgens lag sie friedlich im Sonnenschein und ihre gemauerten Rundbögen warfen Schatten auf das Wasser. Nachts spiegelten sich die Lichter der Brückenlaternen auf den Wellen.

Als Kinder hatten wir ein Puzzle der Brücke; sortierten rötliche Puzzleteile, ordneten den Sandstein der Schlossruine zu oder der trutzigen Neckarquerung – bis das Bild komplett war. Darüberlaufen ging lange nur in Gedanken.

Bei den ersten Besuchen war es dann gar nicht so besonders – eine Brücke halt. Aber dieses Mal – in der letzten Woche, am Abend vorm Abreisetag, da hat sie es geschafft, die Alte Brücke.

Wir gingen hinüber wie jeden Abend – und hörten plötzlich die Musik in der lauen Sommernacht. Junge Menschen mit Gitarren, Cajon, Querflöte und Saxophon hatten sich auf einem Brückenbalkon zusammengefunden – spielten und sangen; ihnen gegenüber die Zuhörer in kleinen Gruppen. Wir setzten uns dazu, den Kopf an die Brüstung der Brücke gelehnt, deren Steine noch die Sonne des Tages bewahrten. Die Alte Brücke – sie verband mehr als zwei Ufer an diesem Abend!

 

Natascha Faull

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