Eine komplette Mahlzeit ist für Arbeitslose keine Selbstverständlichkeit: Einer Umfrage zufolge konnte es sich 2017 fast ein Drittel nicht leisten, regelmäßig vollwertig zu essen. Auch ihre Wohnung zu heizen, war für einige eine Herausforderung.

Osnabrück/Frankfurt a.M. (epd). In Deutschland hat sich 2017 knapp jeder Dritte Arbeitslose keine regelmäßigen vollwertigen Mahlzeiten leisten können. Insgesamt waren 7,5 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren betroffen, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen. Das entsprach vor zwei Jahren rund 5,14 Millionen Menschen. Die «Neue Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch) hatte zuerst über die Zahlen berichtet. Die Linke forderte politische Konsequenzen.

Die Angaben beruhen auf einer Selbsteinschätzung befragter Haushalte und stammen aus der EU-Datenbank SILC, die das Statistische Bundesamt auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag ausgewertet habe. Demnach sahen sich rund 21 Millionen Menschen in Deutschland (30,4 Prozent) nicht in der Lage, unerwartete Ausgaben in Höhe von 1.000 Euro etwa für eine Autoreparatur oder eine neue Waschmaschine aus eigenen Finanzmitteln zu decken. Bei den Arbeitslosen waren es der Umfrage zufolge sogar knapp 80 Prozent.

Rund 16 Prozent der Befragten konnten es sich den Angaben nach aus finanziellen Gründen nicht leisten, jährlich eine Woche Urlaub woanders als zu Hause zu verbringen. Rechtzeitig Mieten, Hypotheken oder Rechnungen für Versorgungsleistungen zu bezahlen, war für rund drei Millionen Menschen ab 16 Jahren (4,5 Prozent) eine finanzielle Herausforderung. Beim Heizen der Wohnung sparten der Umfrage zufolge mehr als 2,5 Millionen Personen (3,7 Prozent).

Unter den Arbeitslosen waren diese Zahlen den Angaben nach deutlich höher: So gaben 57,2 Prozent der nicht-erwerbstätigen Befragten an, sie könnten sich keine Woche Urlaub außerhalb ihrer Wohnung leisten, und 15,8 Prozent hatten Probleme, ihre Miete und Rechnungen rechtzeitig zu zahlen. Angemessenes Heizen war für 14,7 Prozent der befragten Arbeitslosen zu teuer.

Die Linken-Sozialexpertin Sabine Zimmermann forderte die Bundesregierung auf, ein umfassendes Konzept zur Armutsbekämpfung vorzulegen. «Armut ist in Deutschland kein Randphänomen, sondern zieht sich quer durch die Bevölkerung», sagte sie. Es müssten Rahmenbedingungen für gute Arbeit geschaffen werden. Dazu gehörten ein Mindestlohn von zwölf Euro, die Streichung der Möglichkeit der sachgrundlosen Befristung und die Abschaffung «systematischer Niedriglohnbeschäftigung». Außerdem forderte Zimmermann, die Sanktionen für Hartz-IV-Bezieher zu streichen und das Rentenniveau auf 53 Prozent anzuheben.

Source: Kirche-Oldenburg