Oldenburg/Hannover (epd). Der Niedersächsische Inklusionsrat von Menschen mit Behinderungen hat mehr Selbstbestimmung und Teilhabe in der Pflege gefordert. Die Pflege müsse sich stärker an den individuellen Bedürfnissen der Menschen orientieren, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten «Oldenburger Erklärung» des Inklusionsrates. Diese Bedürfnisse müssten ausführlich ermittelt werden, so dass die Pflege «wie aus einer Hand» geschehen könne.

 

In der Praxis sei es besonders bei der Pflege von behinderten Menschen wichtig, die Pflegeleistungen mit den Leistungen zur Teilhabe gut zu verzahnen und aufeinander abzustimmen, erläuterte die Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, Petra Wontorra. Das Ziel sollte eine selbstbestimmte Lebensführung sein. Sowohl die Pflegenden als auch die Patienten sollten in der Lage sein, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu äußern, damit die Pflegeleistungen daran ausgerichtet werden könnten. Dies könnten beispielsweise intensivmedizinische ambulante Wohnmöglichkeiten für junge Erwachsene und Erwachsene sein.

 

 Wontorra mahnte, die Bemühungen für mehr Teilhabe während der Corona-Pandemie nicht aus dem Blick zu verlieren. Sie müssten trotz Infektionsschutz wieder mehr in den Fokus gerückt werden. Die Landesbehindertenbeauftragte forderte eine Begleitforschung zur Pflege- und Teilhabesituation von Menschen mit Pflegebedarf nach einer Corona-Infektion mit Langzeitfolgen.

 

Weiter wies Wontorra auf das 25-jährige Bestehen des Niedersächsischen Inklusionsrates hin. Das Gremium sei erstmals am 17. Februar 1996 zusammengetreten. Seitdem laute das Leitbild: «Kompetenz und Autonomie von Menschen mit Behinderungen stärken!» Mittlerweile seien in dem Rat 150 Mitglieder aus fast allen niedersächsischen Kommunen organisiert.

 

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte in einem Grußwort das Engagement aller Beteiligten. «Aus der Bewegung der Menschen mit Behinderung heraus ist der Grundsatz entstanden Nichts über uns – ohne uns! », betonte er. Menschen mit Behinderungen hätten einen Anspruch auf Mitwirkung. «Sie wollen nicht nur Objekte von politischen Entscheidungen sein, sondern Subjekte der Meinungsbildung. Das ist mehr als berechtigt und aus meiner Sicht auch sehr wünschenswert.»

 

Sozialministerin Daniela Behrens (SPD)ergänzte, der Inklusionsrat sei ein wichtiger Partner der Landesregierung. «Als Expertinnen und Experten in eigener Sache kann auf ihre Beteiligung nicht verzichtet werden.»

Kirche-Oldenburg
Behindertenbeauftragte: Teilhabe in der Pflege stärken