Dauerregen kann auf die Nerven gehen. Dauerregen auf dem Campingplatz geht ganz sicher auf die Nerven. Die «Kirche unterwegs» versucht trotzdem, gute Stimmung zu verbreiten.

Schillig/Kr. Friesland (epd). «Jesus liebt alle, alle Kinder!» – laut und schief singend, begleitet von Gitarre, Schellenring und Glocken ziehen rund 15 Kinder zwischen vier und acht Jahren zusammen mit den Teamern von «Kirche unterwegs» durch die Wohnwagenreihen. Wo am Vorabend das Wasser bei Dauerregen noch eine Handbreit über den Grashalmen stand, platschen nun die Kids bester Laune durch die hier und da noch stehenden Pfützen. Sie machen zur besten Frühstückszeit lautstark Werbung für den Kindervormittag im Kirchenzelt auf Deutschlands vermutlich größtem Campingplatz in Schillig – direkt an der Nordseeküste.

«Ein paar Sonnenstrahlen und alle sind wieder happy», sagt Volker Pickrun. Der evangelische Diakon leitet und organisiert die ehrenamtlichen Teams der «Kirche unterwegs» in der oldenburgischen Kirche. Er weiß: Mit dem Wetterbarometer kann auf den Campingplätzen auch die Stimmung in den Wohnwagen gemessen werden.

«Bei Schietwetter im Urlaub sinkt die Laune schnell auf den Tiefpunkt», sagt Kira Wätje aus Oldenburg. Die 18-Jährige ist zum ersten Mal bei «Kirche unterwegs» als Teamerin dabei und hat schon reichlich Erfahrungen gesammelt. «Bei Dauerregen wird es auch im schönsten Wohnwagen eng. Da liegen die Nerven bei Eltern und Kindern blank.» Gerade am Urlaubsanfang genüge oft eine Kleinigkeit, um einen Streit auszulösen. «Darum sind die Eltern uns unglaublich dankbar, wenn wir ihnen ihre Kinder am Vormittag für zwei Stunden abnehmen.»

Im Kirchenzelt herrscht derweil gute Laune. Mittlerweile haben sich dort 25 Kinder eingefunden und lauschen dem Maschinenbau-Studenten Bruce auf der Gitarre und Volker Pickrun bei seinen Geschichten. Oliver Sings (14) aus Rastede macht sich inzwischen Gedanken über die abendliche «Gute-Nacht-Geschichte». «Dann ist das Kirchenzelt rappelvoll.»

Die derzeit neun Teamer in Schillig zwischen 14 und 21 Jahren sind auf dem Platz bekannt und an ihren blauen T-Shirts gut zu erkennen. Sie alle haben sich freiwillig zu 14 Tagen Dienst gemeldet und leben in dieser Zeit in Wohnwagen. Auch mit Campern, die eigentlich nichts mit der Kirche am Hut haben, kommen sie schnell ins Gespräch. «Das geht hervorragend im Abwaschraum», sagt Pickrun und lacht: «Wir haben immer die größten Wannen und das meiste Zeug abzuwaschen – das ist ein grandioser Opener für ein Gespräch.»

Dabei handele es sich meistens um Alltagsgeschichten. Intensivere Gespräche hätten die jugendlichen Helfer mit Gleichaltrigen erlebt: «Da ging es um Liebeskummer, Stress mit den Eltern und in der Schule oder die Frage, wie es nach der Schule weitergehen kann.»

Doch die «Kirche unterwegs» ist nicht nur für die Kinder da, unterstreicht Pickrun. Einmal in der Woche lädt sein Team die Erwachsenen zum Grillabend neben dem Kirchenzelt ein: «Bier und Bratwurst – und schon hast du eine Gemeinschaft, in der sich über Gott und die Welt reden lässt.» Da wird über das Wetter geschimpft, über Wohnwagentechnik gefachsimpelt, aber auch ernste Themen angesprochen. Erst kürzlich sei ein älterer Mann bei ihm gewesen und habe gesagt, er sei bewusst zum Kirchenzelt gekommen. Seine Frau leide an Krebs und sitze gerade im Wohnwagen. «Der kam zu uns, weil er wusste, hier im Kirchenzelt findet er jemanden zum Zuhören, dem er einfach Mal seine Geschichte erzählen kann.»

Die «Kirche unterwegs» ist in Niedersachsen in den Sommerferien auf mehr als 20 Campingplätzen und in Freizeitparks aktiv. Bundesweit engagieren sich Hunderte Haupt- und Ehrenamtliche für die Kirche im Tourismus zwischen der Nordseeküste und den Alpen. Urlaubsseelsorger der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) arbeiten überdies an mehr als 70 Orten in ganz Europa, sogar auf Kreuzfahrtschiffen.
Source: Kirche-Oldenburg