Oldenburg (epd). Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit hat seine Kritik an der AfD erneuert. «Nach meiner Einschätzung ist diese Partei ein politischer Arm von rechtsextremen Kräften und versucht, die Gesellschaft zu spalten», sagte der Theologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jedoch helfe es nicht, den Scharfmachern in der AfD mit gleicher Scharfmacherei zu begegnen. «Wir sollten uns besser anstecken lassen von positiven Nachrichten, von Glaubensgrundhaltungen und einem freiheitlich-demokratischen Grundkonsens.»
   
Er halte es für schwierig, wenn Einzelne oder Gruppierungen diesen Grundkonsens des menschlichen Miteinanders verließen, sagte der evangelische Bischof. Leuten, die versuchten, sich auf Kosten der Gesellschaft zu profilieren, müsse widersprochen werden. «Da hört die Nächstenliebe zwar nicht auf, sie gebietet dann aber zu sagen: Du hast nicht recht.»
   
Es sei eine Aufgabe der Kirche, auf dem unübersichtlichen Markt der Meinungen Orientierung zu bieten und gegebenenfalls zu mahnen. «Die Bibel und der Glaube bieten im gesellschaftlichen Ringen um den richtigen Weg eine Richtung an, die Jesus uns gewiesen hat.»
   
Das bedeute nicht, dass sich die Kirche in jede tagespolitische Diskussion einmischen sollte. «Aber da, wo es um politische Extremrichtungen geht, um das Retten von Menschenleben auf dem Mittelmeer oder die Bewahrung der Schöpfung, da gibt uns die Bibel wichtige Hinweise», betonte Adomeit. «Allerdings müssen wir wieder neu lernen und üben, dies laut auszusprechen und dafür auf die Straße zu gehen.»
   
Sorge bereite ihn, wie in der Gesellschaft und besonders in den sozialen Medien über diese wichtigen Themen kommuniziert werde, sagte der Bischof. Sehr häufig äußerten Leute menschenverachtende Voten, ohne zuvor darüber nachzudenken. «Wir haben keine Meinungsfreiheit mehr, wenn ich für jede Meinungsäußerung angefeindet oder gar bedroht werde», mahnte der Bischof. Besonders Rechtsextremisten und Rechtspopulisten machten sich die anonymen Möglichkeiten der sozialen Medien zu nutze und versuchten so, die Meinungsfreiheit zu beeinflussen.
      
Zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg zählen 116 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören rund 405.000 Mitglieder an.

epd-Gespräch: Jörg Nielsen

Source: Kirche-Oldenburg