Eine sinkende Mitgliederzahl, dabei steigende Kirchensteuern: Dieser auf den ersten Blick widersprüchliche Zusammenhang war Hintergrund einer grundsätzlichen Diskussion über die Finanzierung kirchlicher Arbeit auf der Herbstsynode in Bremen.

Bremen (epd). Nach ausführlicher und teils kontroverser Debatte hat die Synode der Bremischen Evangelischen Kirche bei ihrer Herbsttagung am Mittwoch den Haushalt für das nächste Jahr beschlossen. Der Etat erreicht ein Volumen von rund 113 Millionen Euro für Gemeinden, gesamtkirchliche Einrichtungen, Werke und Kindertagesstätten. Größter Einnahmeposten sind die Kirchensteuern, die mit netto knapp 50 Millionen Euro veranschlagt werden. Strittig war in der Debatte das System, nach dem Geld in der Kirche verteilt wird.

Während die Finanzen für die Gemeinden an die jeweilige Mitgliederzahl gekoppelt seien, seien Verwaltung und außergemeindliche Arbeitsfelder besser gestellt, sagte Gemeindepastor Bernd Klingbeil-Jahr. Er hatte für die Friedensgemeinde einen Antrag gestellt, nach dem dieses System durch eine Finanzreform verändert wird. «Es geht nicht an, dass ein Mitgliederschwund systematisch ausschließlich den Gemeinden negativ zugerechnet wird, nicht jedoch anderen Ebenen der Bremischen Evangelischen Kirche», hieß es in der Beschlussvorlage.

Kritiker des Antrages mahnten, gemeindliche und gesamtkirchliche Arbeit dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die Drucksituation in den Bereichen sei gleich, betonte der theologische Repräsentant der bremischen Kirche, Renke Brahms. Er verwies auch darauf, dass die Synode in den vergangenen Jahren Sonderausschüttungen beschlossen hat, die in der Mehrzahl den Gemeinden zugutekamen. Gemeindepastor Jens Florian sagte, die Arbeit vor Ort leide unter einem dramatisch knappen Personalstand.

Aber auch in gesamtkirchlichen Einrichtungen wie der Krankenhausseelsorge und dem Landesjugendpfarramt sollen aufgrund sinkender Mitgliederzahlen ab 2020 Mittel gekürzt werden. Besonders umstritten waren in diesem Zusammenhang Überlegungen, mehr als die Hälfte der Personalmittel für die Jugendkirche und Gelder für das kirchliche Arbeitslosenzentrum in Bremen-Tenever zu streichen. Zu den rückläufigen Mitgliederzahlen sagte Kirchenpräsidentin Edda Bosse am Rande der Synode: «Früher waren wir Volkskirche, heute sind wir Kirche im Volk. In dieser Position fühle ich mich sehr wohl.»

Ob und wie das Geld neu verteilt werden kann, soll in den kommenden Monaten in Ausschüssen der Synode diskutiert und dann im Frühjahr kommenden Jahres im Kirchenparlament erörtert werden. Seit vielen Jahren sinkt die Zahl der Kirchenmitglieder in Bremen und hat mittlerweile die Grenze von 200.000 unterschritten. Die Kirchensteuereinnahmen sind dagegen in den zurückliegenden Jahren aufgrund der guten Konjunktur zumeist gestiegen. Die Bremische Evangelische Kirche verfügt über Rücklagen in Höhe von rund 70 Millionen Euro. Zu ihr gehören aktuell 61 Gemeinden.
Source: Kirche-Oldenburg