Hannover (epd). Das bundesweit einzigartige «Haus der Religionen» in Hannover feiert am Dienstag (26. Mai) sein zehnjähriges Bestehen. Die Bedeutung des Hauses sei im Laufe der Jahres stetig gewachsen, sagte der Vorsitzende des Trägervereins, Professor Wolfgang Reinbold: «Je kulturell vielfältiger eine Stadt wird, desto wichtiger wird eine Kraft, die den interreligiösen Dialog führen kann.» Die Einrichtung ist eine gemeinsame Initiative von Christen, Juden, Muslimen, Hindus, Buddhisten und Angehörigen der Bahai-Religion. Zu den Partnern gehört auch der Humanistische Verband Niedersachsen.

Dass Haus wolle Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen, betonte der evangelische Theologe Reinbold. Viele Menschen lebten heute vor allem in ihren jeweiligen Milieus.
Entscheidend sei deshalb, dass sich Religionen und Kulturen gegenseitig kennenlernten: «Wir wollen Zeichen setzen gegen diejenigen, die unsere Gesellschaft auseinanderbringen wollen.» Als Beispiel nannte Reinbold ein multireligiöses Friedensgebet mit rund 1.000 Teilnehmern im Januar in der evangelischen Marktkirche, das sich gegen die islamfeindliche Bewegung «Pegida» richtete.

«Religionen können ganz viel tun für das Gemeinwesen», unterstrich Reinbold. Sie verfügten in ihren Traditionen über ein großes friedensstiftendes Potenzial. «Das kann man sichtbar machen, indem man kooperiert.»

Die Religionsgemeinschaften arbeiten in Hannover bereits seit Anfang der 1990er Jahre intensiv zusammen. Hintergrund waren damals der Irak-Krieg und fremdenfeindlichen Anschläge in Deutschland. Zum evangelischen Kirchentag 2005 fand der Kreis der Initiatoren ein festes Domizil im Athanasius-Kirchenzentrum. 2008 gründete sich ein Trägerverein. 2009 entstand ein offizieller «Rat der Religionen». Finanziert wird das Zentrum überwiegend von der Stadt und den Kirchen, da die kleineren Religionsgemeinschaften zum großen Teil vom Ehrenamt leben.

Inzwischen beschäftigt das «Haus der Religionen» drei hauptamtliche Kräfte. Es bietet Vorträge, Diskussionen, Feiern, Ausstellungen, Führungen oder Exkursionen an. Vor allem die Anfragen aus Schulen stiegen ständig und seien inzwischen kaum noch zu bewältigen, sagte Reinbold. Aber auch Verwaltungsprofis oder Fachleute aus dem Gesundheitswesen suchten zunehmend Rat im «Haus der Religionen».

«Wir sind der Überzeugung, dass jede deutsche Großstadt ein solches Modell braucht», betonte Reinbold. Allerdings sei es bis dahin noch ein weiter Weg. «Der interreligiöse Dialog ist ein großes Thema in Feiertagsreden. Aber wenn wir auf die institutionelle Kraft schauen, die dahinter steckt, merken wir, dass das noch ein ganz zartes Pflänzchen ist.»

Source: Kirche-Oldenburg