Gedanken zum Pfingstfest von Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk

Pfingsten ist wie ein Geburtstagsfest. Christliche Kirchen feiern Pfingsten den „Geburtstag“ der Kirche. Die Pfingstgeschichte im Neuen Testament (Apostelgeschichte, Kapitel 2) erzählt von Menschen, die an einem Ort versammelt sind und mit der Gabe des Heiligen Geistes beschenkt werden. Es entsteht ein großes Durcheinander, denn die Menschen beginnen sich neu zu orientieren.

Der Heilige Geist ist eine neue Dimension für das Leben. Das, was Jesus vorgelebt hat und von seiner Gemeinde gefordert hat, ist nicht allein mit dem Verstand zu fassen. Es bedarf des Heiligen Geistes, um die Logik der Stärkeren und Reicheren am eigenen Lebensort zu durchbrechen.

Die Pfingstgeschichte ist eine Wundergeschichte, denn Menschen mit verschiedenen Muttersprachen beginnen zuerst durcheinander zu reden, dann sich zu verstehen. Man stelle sich vor: Menschen reden an einem Ort in je ihrer Muttersprache und verstehen einander.

Hermann Oetken hat sich mit seiner Gabe das Pfingstwunder vorgestellt, zu sehen als Kirchenfenster in der Ohmsteder Kirche.

Das Wichtigste in diesem Fenster ist aus weißem Glas. Eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist und Gesichter von Menschen, die verwirrt in verschiedene Richtungen schauen. Sie wissen nicht, wie ihnen geschieht. Die verschiedenen Blickrichtungen weisen weit über den Rahmen des Fensters hinaus. Die Glaubenden orientieren sich neu. Die Blicke weisen in die Welt, nicht auf ein Zentrum. Das verunsichert, das macht wenig Mut. Vom Heiligen Geist erfüllte Menschen brauchen Gemeinschaft, um ihr Leben neu auszurichten.

Ermutigt zu einem neuen Leben, in dem jede und jeder ihren und seinen Beitrag zum Frieden, zu Gerechtigkeit und zur Bewahrung der Schöpfung leisten, beginnen sie neu. Und dies geschieht in aller Unvollkommenheit. Der Heilige Geist befreit und ermutigt zu einem Leben, in dem Frieden und Gerechtigkeit sich küssen (Psalm 85).

Erfüllt vom Heiligen Geist wird die Logik allein des Verstandes durchbrochen. Die Welt ist mit einem grün-goldenen Bogen am unteren Fensterrand angedeutet. Denn Pfingsten geschieht da, wo Menschen auf dieser Welt im Namen Gottes, seines Sohnes Jesus Christus und des Heiligen Geistes versammelt sind.

Source: Kirche-Oldenburg