Hannover (epd). Arbeitnehmer mit Suchtproblemen sind in Niedersachsen und Bremen der Krankenkasse DAK zufolge deutlich öfter krank. Wer Alkohol, Zigaretten oder Computerspiele suchtartig konsumiere fehlt laut aktuellem DAK-Gesundheitsreport etwa doppelt so oft wie nicht-süchtige Kollegen, teilte die Krankenkasse am Dienstag mit. Die Angaben bezogen sich jeweils auf die DAK-Versicherten in Niedersachsen und Bremen.

Rund drei von vier Krankmeldungen bei Suchtproblemen seien in Bremen auf Alkohol zurückzuführen (74 Prozent). In Niedersachsen steige die Quote sogar auf vier von fünf (81 Prozent). Dirk Vennekold, Leiter der niedersächsischen DAK-Landesvertretung, sagte: «Wir müssen genau hinschauen, um zu erkennen, ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?» Die niedersächsische Drogenbeauftragte, Bärbel Lörcher-Straßburg, betonte, Sucht sei oft ein verborgenes Problem: «Ärzte haben in der Regel nicht die Zeit, die Patienten darauf anzusprechen.»

Erstmals erfasste der Report auch Daten zur Videospielsucht sowie zum «Dampfen» von E-Zigaretten. So gelten in Niedersachsen rund 196.000 Arbeitnehmer als «riskante Computerspieler» – vor allem jüngere zwischen 18 und 29 Jahren. Jeder vierte von ihnen spiele auch während der Arbeitszeit. In Bremen geht die Kasse von rund 7.000 Sucht-Betroffenen aus. Insgesamt 30.000 zeigten «ein auffälliges Nutzungsverhalten».

Die verbreitetste Sucht sei allerdings das Rauchen. Jeder achte Erwerbstätige in Niedersachsen sei zigarettensüchtig. Rund 3,6 Prozent aller Beschäftigten rauche E-Zigarette. Die große Mehrheit konsumiere dabei oder parallel – etwa über herkömmliche Zigaretten – Nikotin. In Bremen sei sogar jeder sechste Erwerbstätige zigarettenabhängig (17,8 Prozent). Fast jeder zweite Raucher rauche auch während seiner Arbeitszeit außerhalb der Pausen.

Auf Grundlage der Ergebnisse ihres aktuellen Gesundheitsreports fordert die DAK eine breite gesellschaftliche Debatte zur Suchtproblematik. Suchtabhängige hätten in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage, hieß es. Das treffe beispielsweise bei Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychischen Leiden und Atemwegserkrankungen zu.

«Die Zahl der Betroffenen macht uns Sorgen», sagte Jens Juncker, Leiter der DAK-Landesvertretung Bremen. Der riskante Umgang mit Alkohol bleibe ein zentrales Problem der Gesellschaft, mit gravierenden Folgen in der Arbeitswelt. Die Kasse startet eigenen Angaben zufolge in diesem Zusammenhang ein neues Präventionsangebot bei Alkoholproblemen, ein Online-Selbsthilfeprogramm.
Source: Kirche-Oldenburg