Beim Ausräumen der Spülmaschine halte ich meine Lieblingstasse in der Hand. Ich habe sie vor etwa 20 Jahren in Marburg gekauft. Ich war gerade frisch dorthin gezogen und habe sie bei einem meiner ersten Streifzüge durch die Oberstadt entdeckt. Sie war aus dem typischen blauen Marburger Ton gefertigt und hatte genau die richtige Größe für meinen Morgenkaffee. Bei genauerem Hinsehen, sehe ich viele feine Risse in der oberen Lackschicht und eine abgebrochene Ecke.   Eigentlich müsste ich sie wegwerfen, aber da so viele schöne Erinnerungen dranhängen, bringe ich es nicht übers Herz. 

Während ich so hin- und herüberlege, fällt mir ein Spruch ein, den ich in einem Gottesdienst geschenkt bekommen habe:          

Zerbrochene Krüge

                        Wenn wir ein Gefäß wären, heil und intakt,

                        gefüllt mit dem Heiligen Geist,

                        dann könnten wir nur etwas vom Geist Gottes weitergeben,

                        wenn wir von ihm überflössen.

                        Aber wie selten sind die Momente,

                        in denen wir von Gott überfließen!

                        Deshalb benutzt Gott die Sprünge und Risse in unseren Gefäßen

                        und fließt durch sie von uns zu anderen.

Ja, auch bei mir sind in den letzten 20 Jahren ein paar Ecken abgeschlagen und einige Risse dazugekommen. „Gut so!“, denke ich und genieße den Kaffee aus meiner Lieblingstasse.

Nicole Ringsdorf

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