Überraschende Impulse setzen, gerade auch in der Passionszeit, dafür ist das Team an der Christus- und Garnisonkirche in Wilhelmshaven bekannt. In diesem Jahr gelingt das mit einer Ausstellung mit Werken des bekannten Wilhelmshavener Künstlers Bernd Nöhre. Die Idee zu dieser Ausstellung entwickelte Pastor Frank Morgenstern spontan bei einem Atelierbesuch anlässlich der Aktion „Offenes Atelier“.

Die Christus- und Garnisonkirche sei aufgrund ihrer Geschichte eine Kirche, in der das Leid vieler zum Tragen käme, so Pastor Morgenstern. In der Ausstellung, die bis Karfreitag zu sehen ist, bekäme nun dagegen das Leid des Einzelnen mehr Gewicht. Grund dafür sind die großformatigen Bilder, die verschiedene Aspekte des Menschen zeigen. Vor allem sind es die Gesichter, die so faszinierend sind, weil sie sich in so vielfältigen Schattierungen präsentieren. Aber auch die Körperhaltungen sprechen eine deutliche Sprache.

Da ist zum Beispiel „Andreas“: Ein Mensch der auf Knien im Staub liegt. Ein flehender Blick geht zum Himmel, er scheint am Ende zu sein. Dennoch hebt er die Hände, ganz so als erwarte er etwas von dort oben. „Als ich dieses Bild im Atelier von Bernd Nöhre sah, gab es gar keine andere Interpretation: Karfreitag“, sagt Pastor Frank Morgenstern. Für ihn sei sofort klar gewesen, das Bild verlange geradezu nach einem Ausstellungsraum in der Kirche – auch wenn der Künstler ursprünglich überhaupt nicht von religiösen Gedanken beeinflusst war.

Mit einem Gottesdienst und anschließendem Empfang ist die Ausstellung unter dem Thema „Was ist der Mensch“ eröffnet worden. Drei großformatige Werke sind direkt im Bereich der Vierung platziert worden, weitere, etwas kleinere Arbeiten, sind im Südschiff zu sehen. Bekannt geworden ist der Maler unter anderem durch seine großformatigen Darstellungen von Menschen, die eine besondere Faszination ausüben. Der Betrachter wird nicht „fertig“ mit einem Bild, es gelingt Nöhre immer wieder neue Aspekte zum Klingen zu bringen. Bei der Eröffnung gab Dr. Hartmut Wiesner eine Einführung und nahm den Dialog auf, in den der Betrachter ganz unweigerlich mit dem Bild tritt. „In der Passion steht Jesus im Mittelpunkt – aber beim Blick auf Jesus kommt sofort auch der Mensch ins Spiel. Das ist der Grund für diese besondere Ausstellung zur Passionszeit“, sagte Pastor Morgenstern.

Im Mittelschiff wurde „Drei im Spiel“ gehängt, ein Selbstportrait, das die Suche nach Perspektiven nach einer Zukunft aufgreift, drei Federn tanzen in der Luft. Trotz der sichtbaren Zweifel wird auch Leichtigkeit deutlich. Daneben „Andreas“, der Mann, der auf den Knien im Staub liegt. Über dem Altar hängt „Boat-People“ mit Anklang an die derzeitige Flüchtlingssituation. „Der Kirchenraum erhält durch die Bilder eine ganz neue Dimension“, sagt Frank Morgenstern. Zugleich ist es verwunderlich, wie klein die an sich großformatigen Bilder plötzlich an ihrem Platz in der Kirche scheinen, auch das eine passende Metapher.
Annette Kellin
Source: Kirche-Oldenburg