Osnabrück (epd). Das Plädoyer des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium für eine Rente mit 68 ist aus Sicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes «nichts anderes als ein Rentenkürzungsprogramm». DGB-Chef Reiner Hoffmann setzte sich stattdessen im Gespräch mit der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag) für grundlegende strukturelle Veränderungen ein. «Die Frage ist: Wie aktiviere ich das gesamte Erwerbspotenzial, das wir in Deutschland haben?» Vor allem für Frauen müsse es deutliche Verbesserungen geben.

Hoffmann forderte außerdem unter anderem, wieder mehr Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zu holen. Auch müsse Deutschland als Einwanderungsland attraktiver werden. Arbeitsmarktexperten gingen davon aus, «dass wir jährlich einen Einwanderungsbedarf von mehr als 300.000 Arbeitskräften haben». Es gebe viele Möglichkeiten, die Erwerbsquote zu erhöhen und so die Finanzen der Sozialversicherungen zu stabilisieren.

Hoffmann sagte, alle Parteien müssten den Wählern klar sagen, was sie wollten, «denn die Rentenfrage war immer eine zentrale soziale Frage». Mit Blick auf die Bundestagswahl fügte der DGB-Chef hinzu, man könne den Menschen nur empfehlen: «Schaut euch das Kleingedruckte genau an, wenn ihr eine sichere Perspektive fürs Alter haben wollt.»

Der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium hatte unter anderem eine Reform hin zur Rente mit 68 vorgeschlagen. Die Forscher prognostizierten angesichts des demografischen Wandels «schockartig steigende Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen Rentenversicherung ab 2025». Nach der derzeit gültigen Rechtslage wird die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge bis 2029 in Schritten von 65 auf 67 Jahre angehoben.

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DGB sieht Rente mit 68 als Kürzungsprogramm