Hannover (epd). Mit Blick auf drohende Personalengpässe in der Pflege hat der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, ein vorzeitiges Auslaufen der einrichtungsbezogenen Corona-Impfpflicht gefordert. Ab dem 1. Oktober gelte nur als vollständig geschützt, wer drei Einzelimpfungen erhalten habe, sagte Lenke am Sonntag in Hannover dem Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen (ekn). Etwa 15 bis 20 Prozent der Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitsbereich seien jedoch nur zweifach geimpft. Bliebe die einrichtungsbezogene Impfpflicht wie geplant bis Ende des Jahres erhalten, würden die betroffenen Pflegerinnen und Pfleger patientenfern eingesetzt und dem Gesundheitsamt gemeldet.

 

Lenke betonte, dass im Herbst mit einer fünften Corona-Welle zu rechnen sein und deshalb jede Pflegekraft gebraucht werde. Andernfalls könne es kritisch für das Gesundheitssystem werden, auch in Niedersachsen. «Die fünfte Welle trifft ja ohnehin auf ein von vier Corona-Wellen erschöpftes System», betonte der Diakonie-Chef.

 

Zudem kritisierte Lenke, dass die Regelungen für die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Niedersachsen nicht einheitlich umgesetzt würden: «Aus unseren Einrichtungen hören wir, dass die verschiedenen Gesundheitsämter unterschiedlich mit ungeimpften Mitarbeitenden umgehen.» Dies sorge für große Unsicherheit und wachsendes Unverständnis.

 

Lenke erneuerte seine Forderungen nach einer allgemeinen Impfpflicht. Die Diakonie habe stets betont, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht nur ein erster Schritt zu einem wirksamen Schutz verletzbarer Gruppen sein könne. Ihr müsse die allgemeine Impfpflicht folgen. Dass die allgemeine Impfpflicht nicht durchgesetzt worden sei, empfänden viele Pflegekräfte als «Schlag ins Gesicht».

Kirche-Oldenburg
Diakonie fordert rasches Ende der einrichtungsbezogenen Impfpflicht