Hannover (epd). Die Diakonie in Niedersachsen fordert ein Sozialprogramm, dass für die Zeit nach der Pandemie Härten für besonders betroffene Menschen abfedert. «Die Corona-Krise hat das Potenzial einer Armutskrise», mahnte Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke am Freitag in Hannover. «Die sozialen Spätfolgen der Krise für die Gesellschaft können wir bisher nur erahnen.» Nötig seien Investitionen in den Sozial- und Bildungsbereich sowie gegen Kinderarmut.

 

Lenke begrüßte, dass die SPD-Fraktion mit einer Anfrage an die Regierung am Freitag «die richtigen Fragen» gestellt habe. «Wir brauchen aber dringend auch Antworten», sagte er. Auch Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD) fürchtet, dass sich durch die Corona-Pandemie Armut und soziale Spaltung noch verstärken. Neben den Selbstständigen kämpften besonders Menschen mit niedrigem Einkommen, Geringqualifizierte und Alleinerziehende mit finanziellen Schwierigkeiten, sagte sie in der Antwort auf die Anfrage ihrer Fraktion.

 

Zwar habe die Kurzarbeit Härten abgefedert. Jedoch seien vor allem diejenigen in die Arbeitslosigkeit gerutscht, die zuvor als ungelernte Kräfte in der Gastronomie, im Handel oder im Messe-Aufbau zumindest ein geringes Einkommen hatten. «In Deutschland stehen rund 850.000 Minijobber inzwischen ohne Einkommen da», sagte Behrens. Das habe unmittelbare Auswirkungen auf Familien und Alleinerziehende. Nötig sei eine Kindergrundsicherung.

 

Das bisherige Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes sei in der Pandemie in manchen Punkten zumindest flexibler geworden, erklärte die Ministerin. Das gelte zum Beispiel für die kostenlose Mittagsverpflegung leistungsberechtigter Kinder in Schulen oder Kindertagesstätten. Hier gebe es Modelle der Lieferung oder Abholung nach Hause. Nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes seien zudem außerschulische Lernfördergruppen von den Kontaktbeschränkungen ausgenommen.

 

Auch die Suchthilfe könne unter Einschränkungen weiterarbeiten, sagte Behrens. Aus Angst vor einer Infektion hätten aber einige Klienten Behandlungen abgebrochen oder gar nicht erst begonnen. «Insgesamt ist langfristig mit steigenden Fallzahlen in den Fachstellen für Sucht und Suchtprävention zu rechnen.»

 

Auch Menschen ohne Wohnung treffe die Pandemie besonders hart, sagte die Ministerin. Zugleich sei Neues möglich geworden, wie etwa eine kurzfristige Unterbringung in leerstehenden Räumlichkeiten.

Kirche-Oldenburg
Diakonie fordert Sozialprogramm gegen Härten durch Corona