Hannover/Bremen (epd). Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, hat den Reformvorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Finanzierung der Krankenhäuser begrüßt. «Fest steht: Die komplette Ökonomisierung des Gesundheitssystems ist gescheitert und muss überwunden werden», sagte Lenke am Mittwoch in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Patientinnen und Patienten mit ihren Bedürfnissen müssten wieder in den Mittelpunkt gestellt werden. Weitere Zustimmung kam von der Bremer Ärztekammer. Der Kinder- und Jugendärztepräsident Thomas Fischbach zeigte sich in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Mittwoch) dagegen enttäuscht.

 

Lauterbach hatte am Dienstag in Berlin gemeinsam mit einer Regierungskommission seine Vorschläge vorgestellt. Künftig sollen alle Kliniken eine Basisfinanzierung für die Vorhaltung von Betten, Personal und medizinischem Gerät erhalten und nur einen Teil ihrer Ausgaben über Fallpauschalen für die Behandlungen refinanziert bekommen. Im Kern sollen die Kliniken in drei Vergütungsgruppen eingeteilt werden, lokale Krankenhäuser für die Grundversorgung, regionale Krankenhäuser und solche, die wegen ihrer Kapazitäten und Spezialisierung von überregionaler Bedeutung sind, inklusive der Universitätskliniken.

 

Lenke betonte: «Wir stehen im Gesundheitssektor vor großen Herausforderungen und es ist gut, dass die Kommission Vorschläge formuliert hat, wie ein Umbau gelingen kann.» Die konkreten Auswirkungen müssten in einem Praxischeck bewertet werden.

 

Kinderärztepräsident Thomas Fischbach kritisierte dagegen die Vorschläge als «wohlfeile Worte». Der Ansatz, fehlende Ärztinnen und Ärzte durch neue Strukturen wie Gesundheitskioske oder Medizinische Versorgungszentren zu ersetzen, führe in die Sackgasse. Auch dafür fehle Personal. Die individuelle Medizin bliebe bei Umsetzung der Pläne auf der Strecke.

 

Die Bremer Ärztekammer lobte dagegen den Vorstoß des Bundesgesundheitsministers. Das bisherige Fallpauschalensystem sei ein Treiber der Ökonomisierung der Medizin und müsse in der bisherigen Form abgeschafft werden, sagte die Vizepräsidentin der Ärztekammer, Christina Hillebrecht. «Ob das Konzept den aktuell bestehenden ökonomischen Druck ausreichend reduziert, bleibt abzuwarten.» Aus Sicht der Ärzteschaft wäre eine Abschaffung der Fallpauschalen insgesamt notwendig, mindestens aber die gesonderte, ausreichende Finanzierung aller patientenbezogenen Personalkosten.

Kirche-Oldenburg
Diakonie: Ökonomisierung des Gesundheitssystems ist gescheitert – Kinderärztepräsident Fischbach spricht von «wohlfeilen Worten»