Osnabrück/Berlin (epd). Diakonie-Präsident Ulrich Lilie sieht für die künftige Bundesregierung großen Handlungsbedarf beim Thema Pflege. Eine zeitnahe regierungsfähige Mehrheit sei für Deutschland und Europa wichtig, sagte er in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Dringlichkeit bestehe vor allem bei der Bekämpfung des Personalmangels in der Pflege: "Ich höre, dass in einzelnen deutschen Großstädten die ersten Pflegeeinrichtungen und Stationen schließen, weil sie keine Fachkräfte bekommen." Der Diakonie-Präsident forderte ein Sofortprogramm Pflege.
"Wir müssen Pflege besser bezahlen, wir müssen den Beruf attraktiver machen, wir müssen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern", betonte Lilie. Auch müsse man überlegen, "wie wir aus den Teilzeitkräften verstärkt Vollzeitmitarbeitende machen können". Dies betreffe in der Pflege besonders oft Frauen.
Den Dauerstreit zwischen den Parteien um eine Obergrenze für Flüchtlinge nannte Lilie "eine gespenstische Symboldebatte". In der Geschichte der Bundesrepublik habe es nur vier oder fünf Jahre gegeben, in denen mehr als 200.000 Flüchtlinge ins Land gekommen seien. "Das war einmal der Jugoslawien-Konflikt. Und jetzt eben der Syrien-Konflikt. Das sind humanitäre Katastrophen vor unserer Haustür, da wird man mit einer Zahl keine Antwort finden", betonte der Präsident: "Wir müssen aufpassen, dass wir hier keine populistischen Gespensterdebatten führen, die in der Realität keine Fragen lösen helfen."
Es gelte, die Verwaltung gut aufzustellen, sagte Lilie. "Dann schaffen wir es auch besser, diese besonderen Herausforderungen zu regeln. Niemand möchte jedes Jahr 800.000 Flüchtlinge aufnehmen."
Source: Kirche-Oldenburg