Hannover (epd). Die Diakonie in Niedersachsen warnt vor einer zunehmend schlechteren Versorgung für schwangere Frauen und junge Familien. «Besonders im ländlichen Raum haben Schwangere schon jetzt große Probleme an Hebammen heranzukommen», sagte Vorstandssprecher Christoph Künkel am Mittwoch in Hannover. Für die Betroffenen sei die Situation extrem belastend und führe zu starkem Stress.

Insgesamt habe es in den 50 Beratungsstellen der Diakonie im vergangenen Jahr rund 4.700 Schwangerenberatungen gegeben, sagte Künkel. Zunehmend hätten darin Frauen berichtet, dass sie auch nach der 20. Schwangerschaftswoche keine Hebamme finden konnten, um sie auf dem Weg zur Geburt zu betreuen. Dieser Mangel müsse dringend behoben werden, forderte er.

Durch die fehlende ambulante Unterstützung für Schwangere und junge Mütter werde auch das Gesundheitssystem zusätzlich belastet, sagte die Vorsitzende des Hebammenverbandes Niedersachsen, Veronika Bujny. In dem Verband sind rund 2.000 Hebammen organisiert. Die Hebammen könnten praktische Hilfen geben und verunsicherte junge Mütter beruhigen, sagte Bujny. Zudem könnten sie am Verhalten eines Babys einschätzen, ob es ärztliche Hilfe brauche. Falle diese Betreuung weg, führe das automatisch zu volleren Wartezimmern in Ambulanzen, bei Gynäkologen oder bei Kinderärzten.

Für Ärzte würden inzwischen besondere Anreize geschaffen, sich in der Fläche niederzulassen. Solche Anreize gebe es für Hebammen nicht, kritisierte Bujny. Stattdessen arbeiteten Freiberuflerinnen sogar teils zu Bedingungen, die unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns lägen. «Es gibt schlicht keine den Anforderungen gerechte Vergütung. Das führt dazu, dass sich Kolleginnen aus dem Beruf zurückziehen.»

Der Verband wolle «trotz der desolaten Lage» weiter für das Berufsbild werben, sagte die zweite Vorsitzende Brigitte Salisch. Sie forderte mehr Wertschätzung für die Leistungen von Hebammen. Für die meisten Kolleginnen sei die Arbeit eine Herzensangelegenheit. Der Beruf müsse attraktiver werden, um mit mehr Hebammen dem Versorgungsauftrag gerecht werden zu können.
Source: Kirche-Oldenburg