Pfingsten rufe die Menschen als Gemeinde Jesu Christi in die Nachfolge, so der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit in seiner Predigt am Pfingstmontag, 6. Juni, in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche. „An der Seite der Jünger stehen WIR in der Zeit nach Ostern, der neuen Zeit: ‚Gehet hin in alle Welt…‘“ Christinnen und Christen seien mit dem Taufbefehl beauftragt, die Liebe Gottes in die Welt zu tragen. „Die Sache Gottes will Begeisterte, geht hin in alle Welt“, betonte der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg am Pfingstmontag.

Gott gebe niemanden auf; in jedem und in jeder finde er Ansatzpunkte für sein rettendes Handeln! „Diese Hoffnung, durch die Kraft des göttlichen Geistes ist uns allen mit der Taufe verliehen, mit seiner Zusage für uns und unser Leben.“ Das könne die Menschen ermutigen, ihre Verantwortung in der Welt wahrzunehmen: In Wort und Tat, immer mit Hoffnung und hoffentlich oft mit Begeisterung, so Adomeit.

Unzählige Menschen seien seit knapp 2.000 Jahren in alle Welt unterwegs. Es gebe Tage, da sei das mit der Begeisterung für das Leben gar nicht so schwer, z. B. wenn die laute Freude über den Aufstieg des VfB Oldenburg die Welt wie durch eine rosa Brille aussehen lasse. „Und es gibt Tage, da reichen unsere Kräfte kaum für die Herausforderungen des Alltags. Und wenn dann noch Corona, Krieg und Sorge um die Schöpfung und den Klimaschutz dazukommen, könnte es uns fast wie Mose gehen: erschöpft“, so Bischof Adomeit in seiner Predigt (4. Mose 11,11–12.14–17.24–25).

In der biblischen Erzählung habe Gott den müden Mose in der Wüste Sinai vor über dreitausend Jahren beauftragt, siebzig Personen auszusuchen und diese rings um die Stiftshütte, in denen die Gesetzestafeln mit den zehn Geboten aufbewahrt wurden, aufzustellen. Auf diese Menschen sei dann der Geist des Moses übergegangen. „Der Geist eines Menschen also, der die Stärke hat, etwas aus der Hand zu geben – bevor es zu spät ist. Der nicht an der Macht und seiner Anerkennung festhält“. Einem Wunder gleich seien diese siebzig Ältesten entzückt Teil des Geschehens geworden. Hier habe sich Pfingsten ereignet, so Adomeit. „Hier, bereits im Alten Testament, finden wir die Idee unserer Kirche: weltzugewandt, vielseitig. Gerade nicht mit dem einen charismatischen Führer, auf den alle schauen.“ Gott habe sich von Anfang an nicht auf eine Einheitskultur oder auch eine einseitige Kirche beschränkt. „Gott nimmt sich die Freiheit, Vielfalt zu erlauben, ja, sie sogar freizusetzen“, betonte Adomeit.

Die Mitwirkung vieler Menschen sei wie das Licht von einer Kerze, das man nehme, um weitere Kerzen anzuzünden und einen ganzen Raum hell zu machen. Menschen mit unterschiedlichen Gaben könnten auf die unterschiedlichen Herausforderungen viel bessere Antworten finden als eine oder einer mit seinen oder ihren Ideen allein. 

Dass Verantwortung und Macht in den Händen weniger oder einzelner Menschen sogar lebensgefährdend und gefährlich für das Miteinander auf unserer Welt sein können, habe sich in der Geschichte oft und immer schmerzvoll gezeigt, so der Oldenburger Bischof. Dies sei gerade jetzt wieder deutlich erlebbar, „wenn wir auf den russischen Präsidenten schauen, der mit seinem Vorgehen nicht nur den Krieg in der Ukraine zu verantworten hat, sondern auch seinem eigenen Volk vor den Augen der Welt großen Schaden zufügt.“

Hier finden Sie den vollen Wortlaut der Pfingstmontagspredigt von Bischof Thomas Adomeit im Format PDF.
 

Kirche-Oldenburg
„Die Sache Gottes will Begeisterte, geht hin in alle Welt.“