Hannover (epd). Auch die dritte Tarifverhandlungsrunde für die rund 41.000 Beschäftigten der Diakonie in Niedersachsen ist ohne Ergebnis geblieben. Die Arbeitgeberseite warf der Gewerkschaft ver.di am Freitag in Hannover «überzogene Forderungen» vor. Die Arbeitnehmerseite unterstellte dagegen den Diakonisches Dienstgebern (DDN) eine mangelnde Wertschätzung ihrer Beschäftigten. Immerhin einigten sich beide Seiten auf einen Inflationsausgleich von 1.000 Euro, der in diesem Dezember ausgezahlt werden soll. Die Gespräche sollen am 22. November weiter gehen.

 

Trotz einiger Annäherungen sei auch nach 15 Stunden Verhandlungen keine Einigung möglich gewesen, erklärten beide Seiten. Der Verhandlungsführer des DDN, Jens Rannenberg, sagte, der DDN habe ein umfangreiches Tarifangebot vorgelegt, das sich an den Forderungen der Gewerkschaften orientiere. Dies ging der Verhandlungsführerin von ver.di, Annette Klausing, nicht weit genug: Sie forderte den Anschluss an vergleichbare Tarifverträge, wie etwa im Öffentlichen Dienst.

 

Im Öffentlichen Dienst gebe es ab dem 1. März 2024 einen Sockelbetrag von 200 Euro monatlich plus eine anschließende lineare Steigerung von 5,5 Prozent. Das macht laut Klausing im Durchschnitt eine Erhöhung von 11,5 Prozent aus. Zusätzlich werde zwischen Juni 2023 bis Februar 2024 ein nicht tabellenwirksamer Inflationsausgleich von insgesamt 3.000 Euro ausgezahlt.

 

Laut Rannenberg bietet der DDN mehr als acht Prozent mehr Gehalt. Dies solle in zwei Schritten zum 1. Mai 2024 mit 4,2 Prozent und zum 1. Juli 2025 mit 4 Prozent erreicht werden. Hinzu komme ein Inflationsausgleich von insgesamt 2.450 Euro. Insbesondere die unteren Entgeltgruppen wie auch die Pflegekräfte sollten dabei von einer überdurchschnittlichen Steigerung von bis zu 21 Prozent in den nächsten beiden Jahren profitieren.

 

Rannenberg appellierte an die Gewerkschaft, sich zu bewegen: «Wir sind fest davon überzeugt, dass die Annahme unseres Angebots nicht nur zur finanziellen Entlastung der Beschäftigten beigetragen, sondern auch die verantwortungsvolle und langfristige Sicherung der diakonischen Arbeit gewährleistet hätte.» Das Angebot bedeute für viele Unternehmen Personalausgabensteigerungen allein in 2024 von mehr als 11 Prozent. «Kleine Einrichtungen sind bei einem solchen Abschluss von Illiquidität bedroht.»

 

Klausing erinnerte dagegen die Arbeitgeber, dass derzeit alle Betriebe in der Sozial- und Gesundheitsbranche versuchten, Fachkräfte mit guten Lohnsteigerungen zu halten und neue zu finden. «Nur die Diakonie Niedersachsen lässt sich Zeit und hofft auf die Geduld ihrer Beschäftigten. Das könnte eine gewaltige Fehleinschätzung sein.»

Kirche-Oldenburg
Dritte Verhandlungsrunde Diakonie Niedersachsen erneut ohne Ergebnis