Ehrenamtliche können die Arbeit der Hauptamtlichen nicht ersetzen, genauso wenig wie Hauptamtliche auf ehrenamtlich engagierte Gemeindemitglieder verzichten können – beide brauchen einander und stützen sich gegenseitig. Dieser Aussage konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Gesprächsrunde über die Zukunft des Ehrenamts zustimmen, zu der Pastor Cornelius Grohs, Beauftragter für Ehrenamt in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, und Pastor Andreas Zuch, Leiter des Referats Gemeindedienste, gemeinsam eingeladen hatten.

Anlass für das Gespräch war der Start der Website www.evangelisch-ehrenamt.de der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), auf der Haupt- und Ehrenamtliche in Leitungsfunktionen eine öffentliche Diskussion über die Zukunft der kirchlichen Ehrenamtskultur führen können. Mit dabei waren die Synodenpräsidentin Sabine Blütchen, Synodenmitglied und Präsident der Polizeidirektion Oldenburg Johann Kühme, das Ehepaar Astrid und Prof. Dr. Menno Baumann aus der Kirchengemeinde Oldenburg-Ofenerdiek, Pastor Stephan Meyer-Schürg aus der Ev.-luth. Kirchengemeinde Hasbergen und Hildburg Eitschberger, die in der Hasberger Gemeinde seit vielen Jahren einen Seniorenkreis leitet.

In der Diskussion wurde schnell klar, dass die bloße Unterscheidung  in Haupt- und Ehrenamt zu pauschal ist, um der Wirklichkeit in Gemeinden gerecht zu werden. Denn je nach dem, ob es um das Helfen beim Gemeindefest, um die Leitung eines Besuchskreises oder die Mitarbeit im Gemeindekirchenrat geht, sind ganz unterschiedliche Talente gefragt. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Intensität des Engagements und die Erwartungen an die Hauptamtlichen. „Ein guter Pfarrer ist in der Lage, Menschen, die sich engagieren wollen, darin zu unterstützen ihre Gaben einzubringen“, ist Prof. Menno Baumann überzeugt. Das dürfe nicht allein an der Anzahl der Ehrenamtlichen gemessen werden, da dies ja beispielsweise auch vom Einzugsgebiet einer Gemeinde abhänge.

Aber wie genau können Hauptamtliche die ehrenamtlich Engagierten unterstützen und sie motivieren? Für Johann Kühme geht es dabei vor allem um Wertschätzung: „Das sollte nicht als Pflichtaufgabe abgearbeitet werden. Es genügt oft, wenn Engagement wahrgenommen und gesehen wird, und das dann mit einer kurzen Geste auch ausgedrückt wird.“ Astrid Baumann wiederum wünscht sich ein Feedback zu ihrer Arbeit, während sich für Hildburg Eitschberger Wertschätzung in dem Vertrauen ausdrückt, das der Pfarrer ihrer Arbeit entgegenbringt. Sie schätzt zudem die Möglichkeit, an Seminaren und Fortbildungen teilnehmen zu können.

Die Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg hat bereits 2013 ein Ehrenamtsgesetzt verabschiedet, in dem Leitlinien zu Fortbildungen, Aufwandsentschädigungen oder auch zur Finanzierung eines Babysitters geregelt sind, wenn Mütter oder Väter für die Ausübung ihres Ehrenamts auf eine Kinderbetreuung angewiesen sind. Pastor Stephan Meyer-Schürg berichtete, dass in Delmenhorst auch kirchlich Engagierte von der Ehrenamtskarte der Stadt profitieren können, die Vergünstigungen für städtische Einrichtungen gewähre.

Prof. Menno Baumann hat die Erfahrung gemacht, dass nicht nur Ehrenamtliche die Unterstützung der Hauptamtlichen benötigen, sondern dass dies andersherum auch gelte: Gemeindemitglieder könnten auch der Pastorin oder dem Diakon in schwierigen Situationen den Rücken stärken, indem sie Ehrenämter übernähmen. Auch Synodenpräsidentin Sabine Blütchen, die sich seit mehr als 20 Jahren in ihrer Heimatgemeinde Oldenburg-Osternburg engagiert, stimmte dem zu: „In meinem Gemeindekirchenrat, so wie ich ihn kenne, herrscht ein gutes Gleichgewicht zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen.“

Die zentralen Thesen des Gesprächs finden sich auf der Seite www.evangelisch-ehrenamt.de wieder, die sich vor allem an Haupt- und Ehrenamtliche richtet, die in leitender Funktion in der Evangelischen Kirche tätig sind. Besucher der Website können die Thesen dort kommentieren und sind herzlich zur Diskussion eingeladen!
Source: Kirche-Oldenburg