1950 im April bin ich in die Schule Neuende eingeschult worden. Das war ein großer Tag. Ein bisschen war er getrübt worden durch die Anweisung des Schulrektors Rudert, dass – mit Rücksicht auf die Flüchtlingskinder – keine Schultüten zur Einschulung mit gebracht werden durften. Meiner Mutter war das allerdings sehr recht. Wir hatten wenig Geld.

An die erste Zeit habe ich kaum Erinnerungen, vielleicht weil wir keinen eigenen Lehrer hatten, sondern reihum unterrichtet wurden. Dann aber kam er, der Lehrer Helmut Seeliger. Wir liebten ihn und waren stolz auf ihn. Wir lernten lesen, schreiben, rechnen, Sachkunde und biblische Geschichte.

Und wir lernten die Welt kennen, denn unser Lehrer hatte viele Jahre in Brasilien gelebt. Davon erzählte er viel und spannend. Wir hörten, dass in Brasilien portugiesisch gesprochen wird; dass die Indianer am Amazonas Krankheiten wie Malaria heilen konnten und dass unser Lehrer als Gaucho Rinder gehütet hatte.

Und dass Gott die ganze Welt geschaffen hat und alle Menschen Gottes Kinder sind, das hat er uns auch gelehrt. Wofür ich ihm heute noch danke.

 

Ursula Plote

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