Mit Herzblut hat Christel Klust 22 Jahre lang die Frauenarbeit der oldenburgischen Kirche mitgestaltet. Im Alter von 60 Jahren geht sie jetzt in den Ruhestand. Die Feier, mit der Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen sowie Wegbegleiter – und all diese natürlich überwiegend in der weiblichen Form – sich am Sonntag, 21. Juni, von ihr verabschiedet haben, spiegelte ihre Wärme, ihr Engagement und ihre Zugewandtheit den Menschen gegenüber in jedem Wort wider.

„Die Arbeit mit Frauen war ein großes Glück für mich. Diese Stelle in der Frauenarbeit ist immer meine Traumstelle gewesen. Hier konnte ich meine Fähigkeiten einbringen und wachsen“, sagte Christel Klust mit einem strahlenden Lächeln. „Durch euch alle bin ich die geworden, die ich bin. Ich habe viele Schritte gewagt und immer besser gelernt, aufrecht zu gehen“, wandte sie sich an die vielen Frauen und einige Männer, die zu ihrer Verabschiedung gekommen waren.

Unter dem Titel „Schritte wagen“ stand das Fest im Evangelischen Bildungshaus Rastede. Ein Motto, das Christel Klust in ihrem Leben begleitet hat, denn immer wieder, so sagte sie selbst in ihrer Rede, habe sie gezweifelt, ob dies wirklich ihr Weg sei. „Ich wollte schon als Jugendliche erreichen, dass Menschen ins Gespräch mit Gott kommen“, blickte sie zurück. Dennoch sei sie gerade in den ersten Jahren sehr stark geprägt gewesen von Zweifeln an ihrer eigenen Identität.

Die Erzählung von der Heilung der gekrümmten Frau im Lukasevangelium (13,10-17) war der rote Faden, der durch ihre Lebensgeschichte führte, die sie am Sonntag erzählte. „Das ist meine Geschichte“, betonte sie. „Denn ich habe mich selbst abgelehnt für das, wie ich lebte und wie ich liebte.“ Ablehnung habe sie auch lange Zeit in der Kirche gespürt, die der Homosexualität bis weit in die 1990er Jahre keineswegs offen gegenübergestanden habe. Erst nach einer schweren Erkrankung sei ihr klar geworden, dass sie immer gegen sich selbst gekämpft habe. „Das Ja Gottes hat mir Mut gegeben. Und mir wurde klar: Ich bin richtig, wie ich bin, weil Gott mich wunderbar gemacht hat.“

Wie sehr ihre Arbeit ein gegenseitiges Geben und Nehmen gewesen ist, machten die Gastrednerinnen und -redner in ihren Grußworten deutlich. „Du hast gerade den Frauen meiner Generation den Mut gegeben, uns selbst zu verwirklichen und auszuprobieren“, betonte Waltraut Nebelung im Namen der Teilnehmerinnen der Frauenarbeit und dankte Christel Klust dafür, dass sie „ungewöhnliche Wege aufgespürt“ habe und den Frauen immer auf Augenhöhe begegnet sei.

Wie wichtig die Frauenarbeit sei, machte Pastor Andreas Zuch im Namen des Oberkirchenrates deutlich. „Unsere Kirche braucht die Frauenarbeit“, betonte er und verwies auf die politische Relevanz der Arbeit. „Es wird eine Aufgabe der oldenburgischen Kirche sein, die Frauenarbeit auszuweiten und zu stärken.“ Es sei bei den Teilnehmerinnen immer wieder angeklungen, wie sehr sich Christel Klust mit ihrer Arbeit identifiziere. „Mit einer solchen Identifikation ist man authentisch“, so Zuch.

Sie sei „eine wunderbare Jongleurin dieser Arbeit“, die immer die Bälle oben gehalten habe, meinte Monika Korbach von der Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche. Sie bescheinigte Christel Klust: „Du bist eine Meisterin des Dialogs und hast es immer geschafft, mit den Frauen ins Gespräch zu kommen.“

Jedes Mal, wenn er ihr begegnet sei, seien „bunte Wunder in sein Leben gerauscht“, beschrieb Uwe Fischer, Geschäftsführer der Ev. Akademie der oldenburgischen Kirche, sein Verhältnis zu Christel Klust mit poetischen Worten und verbündete sich dabei mit Erich Kästner. „Selbst Kästner hat schon ein Gedicht über dich gemacht“, meinte er augenzwinkernd und rezitierte aus „Keiner blickt dir hinter das Gesicht“, das mit der Strophe endet „Niemand weiß, wie reich du bist“. Sie sei mutig, zugewandt, warmherzig – ein einziges Lachen, beschrieb er sie.

„Du hast andere spüren lassen, was dir kostbar ist – und bist dadurch kostbar geworden für andere“, fasste Dr. Andrea Schrimm-Heins, Leiterin der Frauenarbeit, in Worte, was viele andere ähnlich empfinden mochten. Ähnlich beschrieb es auch Ingeborg Pohl, die als Kollegin und Freundin herzliche Worte fand: „Du wirst immer eine Bereicherung sein.“

Besonders geprägt hat Christel Klust in all den Jahren den Weltgebetstag. „Seit ich in der oldenburgischen Kirche arbeite, ist Christel für mich der Weltgebetstag“, brachte es Pfarrerin Kerstin Hochartz, eine der Organisatorinnen des Weltgebetstages in Oldenburg, auf den Punkt. Sie hoffe, dass Christel Klust noch mindestens bis 2021 beim Weltgebetstag dabei bleibe. „Denn dann geht es um Vanuatu – und nur Christel wird wissen, wo das überhaupt liegt.“

Die besondere Leidenschaft für diese Veranstaltung unterstrich auch Dr. Eske Wollrad, Geschäftsführerin der Evangelischen Frauen in Deutschland, in ihrem Grußwort, dias sie übermitteln ließ. „Dein Herz schlägt für den Weltgebetstag. Du hast den Kurs mitbestimmt und dafür gesorgt, dass die Erfahrungen der Basis nach oben gelangen und Gehör finden.“

Ein Beitrag von Anke Brockmeyer.

Source: Kirche-Oldenburg