„Für mich war dieser Beruf genau richtig“, sagt Erich Schnau-Huisinga. Eine schönere Bilanz lässt sich am Ende des Arbeitslebens kaum ziehen. Nach 19 Jahren als Landessekretär des CVJM in Oldenburg ist der 64-Jährige am Samstag, 26. September, mit einem sehr persönlichen Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet worden.

Untrennbar mit dem Namen Erich Schnau-Huisingas verbunden ist die erfolgreiche TenSing-Arbeit des CVJM in der Region. 2002 hat er die Gruppe in Oldenburg aufgebaut, jeden Montagabend treffen sich rund 50 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren, um gemeinsam zu singen – und noch viel mehr, wie Schnau-Huisinga weiß: „In dieser Arbeit wachsen die Jugendlichen über sich selbst hinaus. Sie haben die Möglichkeit, sich auszuprobieren, und lernen auch auszuhalten, dass etwas vielleicht nicht gleich klappt.“ TenSing, sagt er, habe den CVJM wieder jung gemacht. „Die Gruppe hat einen Platz in meinem Herzen.“ Doch da ist zweifellos auch noch Platz für eine andere Gruppe: den neu gegründeten CVJM-Ortsverein Ofenerdiek, den ersten in Oldenburg. Mitte Juli wurde er gegründet, und natürlich waren auch seine Mitglieder beim Gottesdienst dabei: Mit einem eigenen Text zur Melodie von „Summer of ‘69“ verabschiedeten sich die Ofenerdieker von ihrem Chef. Als „eine große Ernte vor dem Ruhestand“ bezeichnete Pastor Matthias Hempel, der den Gottesdienst leitete, die Gründung des Ortsvereins. Und die war keineswegs eine Selbstverständlichkeit. „Die Ausdehnung der Schulzeiten hat die Jugendarbeit vor einigen Jahren an den Rand des Zusammenbruchs gebracht“, erklärte Schnau-Huisinga. „Nur dadurch, dass wir viele Angebote vom Nachmittag in die Abendstunden gelegt haben, konnten wir das auffangen.“ Dass Jugendliche auch in Zeiten von Playstation und Smartphone Angebote wie dieses brauchen und annehmen, ist für ihn keine Frage. „Auch die Jugendlichen heute lassen sich begeistern und sind zu packen. Ihnen ist die Face-to-face-Begegnung genauso wichtig wie früher“, so seine Erfahrung.

„‘Ich bin nicht der Mittelpunkt der Welt‘, das hat Erich immer betont“, erzählte Pastor Matthias Hempel. So lag es nahe, das Wort von Johannes dem Täufer als Grundlage für die Predigt zu nehmen: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh. 3,27-30). Verantwortung an jemanden weitergeben, sich bewusst sein, dass dessen Bedeutung wachsen werde, während die eigene abnehme – „So einen Satz sagt keiner, der am Anfang seines Lebens steht“, so Hempel. „Sondern jemand, der auch die Last der Verantwortung schon gespürt hat.“ Es gehe auch gar nicht darum, in der Mitte zu stehen und dort nicht versagen zu dürfen. „Wichtig ist, dass ich mit meinem Tun auf Christus hinweise.“ Doch auch wenn Erich Schnau-Huisinga sich nie in den Mittelpunkt gestellt habe, so habe er sich auch nie klein gemacht – „Und das ist gut so“, betonte der Pastor. „Christus will keine kleinen grauen Mäuse, die sich verstecken, sondern Menschen, die erzählen und präsent sind. Und wenn Christus in uns Gestalt annimmt, dann ist es richtig, diesem Menschen zu danken. Denn wenn wir das tun, erweisen wir auch Gott die Ehre.“

Für ihn sei die Gemeinschaft immer wichtig gewesen, sagte Erich Schnau-Huisinga in seiner Begrüßung. „Wir sind der CVJM, aber wir arbeiten eng mit der Kirche zusammen.“ Deshalb freue er sich sehr, dass auch Vertreter der oldenburgischen Kirche gekommen seien. Für seinen Abschiedsgottesdienst allerdings hatte er keine Kirche ausgewählt, sondern mit dem Tannenheim Mehrenkamp in Friesoythe ein klassisches CVJM-Heim. Noch tags zuvor, verriet er, hätten dort, wo jetzt die Gäste säßen, ein großer Billardtisch und ein Kicker gestanden. Die Gemeinschaft von CVJM und Kirche bestätigte auch Landesjugendpfarrer Sven Evers in seinem Grußwort: „Der CVJM hat eine eigene Prägung, aber er war immer gemeinsam auf dem Weg mit der evangelischen Kirche. So habe ich Erich erlebt“, betonte er. „Wir wollen das Gleiche: junge Menschen für das Evangelium begeistern.“ Diesen Weg gemeinsam zu gehen, wäre ohne Erich Schnau-Huisinga so nicht möglich gewesen, zeigte sich Evers überzeugt. „Er hat eine gute Grundlage geschaffen, auf der wir weitermachen können.“

Er habe großen Respekt vor der Zeit, die jetzt zu gestalten sei, verriet Schnau-Huisinga mit Blick auf das Ende des Arbeitslebens. Doch es gibt auch schon Pläne für die Zukunft: Der gebürtige Ostfriese spielt mit dem Gedanken, noch ein Studium generale aufzunehmen. „Vielleicht schon im kommenden Semester“, überlegt der künftige Ruheständler, dessen Tatendrang noch spürbar ist. Denn dass seine Tage künftig anders aussehen werden als bisher, ist ihm klar. Als Verantwortlicher des CVJM im gesamten Bereich der oldenburgischen Kirche waren Abendveranstaltungen, Wochenenden, Freizeiten mit Jugendlichen für ihn an der Tagesordnung. Da bleibt künftig viel Zeit für sich selbst. Doch Schnau-Huisinga wird sich langsam auf den Ruhestand vorbereiten können: Bis zum Start seines Nachfolgers Friedemann Hönsch Anfang des kommenden Jahres wird er noch manchmal an seinem Schreibtisch im Büro sitzen.
Anke Brockmeyer
Source: Kirche-Oldenburg