Die Pastorenbekenntnisse stammen aus einer Zeit, in der die Herrscherin des Jeverlandes ein gefährliches Spiel wagte. Auf der einen Seite war der Katholik Kaiser Karl V. ihr Lehnsherr. Auf der anderen Seite setze sich Fräulein Maria für die Reformation ein.

Das Reformationsjahr ist ein guter Anlass, an einen Schatz zu erinnern, den es aus dem Jeverland gibt, findet Rolf Schäfer. Der frühere Oberkirchenrat der oldenburgischen Kirche meint die Jeverschen Pastorenbekenntnisse von 1548. Diese Bekenntnisse sind die Reaktion auf das Augsburger Interim von Kaiser Karl V. Dieser hatte im Frühjahr 1548 einen militärischen Sieg gegen die protestantischen Fürsten erreicht und auf dem Reichstag wenige Wochen später eine neue Kirchenordnung durchgesetzt. „Alle Errungenschaften der Reformation sollten zurückgenommen werden. Nur der Abendmahlskelch und die Priesterehe sollten vorläufig erlaubt bleiben“, berichtet Schäfer. Da die Kirchenordnung nur bis zum Ende des Trineter Konzils gelten sollte, wurde sie bald nur Interim genannt.

Doppeltes Spiel mit dem Kaiser
Und dieses Interim hatte auch große Auswirkungen auf die Situation im Jeverland. Denn die dortige Herrscherin, das Fräulein Maria wagte ein gefährliches Spiel. Auf der einen Seite war sie ein Lehnsverhältnis mit dem Herzogtum Burgund, dessen Herzog Kaiser Karl V. war, eingegangen, auf der anderen Seite hatte sich das Jeverland bereits seit 16 Jahren der Reformation angeschlossen. Bis zum Interim war es Fräulein Maria gelungen, dieses doppelte Spiel vor dem Kaiser zu verbergen. Doch nun erging auch an sie, wie an die anderen Fürsten, die Forderung, dass Interim durchzusetzen. Ansonsten drohte Karl V. mit kaiserlicher Gewalt.

„Das war ein Schlag für Fräulein Maria. Doch sie lies dem Boten des Kaisers zunächst nur ausrichten, dass sie ihre Pastoren befragen werde“, berichtet Schäfer, was man über die damaligen Ereignisse weiß. Und so kamen die Pastoren des Jeverlandes tatsächlich zusammen und Fräulein Maria stellte ihnen das Interim vor und fragte sie, ob sie es annehmen werden. Die ratlosen Pastoren baten ihre Herrscherin um Bedenkzeit. Die gewährt sie Ihnen unter der Bedingung, dass sie ihr zur nächsten Zusammenkunft eine schriftliche Stellungnahme mitbringen sollten. In dieser sollten sie nicht nur zum Interim Stellung beziehen, sondern auch aufschreiben welche Gottesdienstordnung sie befolgen und wie sie mit dem Evangelium umgehen.

Im Advent kamen die Pastoren wieder zusammen und schnell war klar, dass sie das Interim ablehnen. „Fräulein Maria lies die Bekenntnisse ordentlich abschreiben und archivieren. Wahrscheinlich für den Fall, dass doch noch ein weiterer kaiserlicher Gesandter kommen sollte. Doch das Damaklosschwert ging an ihr vorrüber“, berichtet Schäfer. Doch durch diesen glücklichen Umstand seien die Bekentnisse bis heute erhalten geblieben und böten einen einaligen Einblick in das Denken, Glauben und Wissen der damaligen Landpastoren. „Von Pastoren aus den Städten sind aus dieser Zeit viele Schriften erhalten, doch von Landpastoren sieht das anders aus. Die jeverschen Pastorenbekenntnisse sind einmalig“, berichtet Schäfer, der 2012 ein Buch über die Bekenntnisse veröffentlicht hat und dazu intensiv nachforschte.

„Einige der Pastoren hatte schon in Wittenberg studiert. Andere waren nur bei einem anderen Pastoren in die Lehre gegangen“, berichtet Schäfer. Diese unterschiedliche Ausbildung spiegele sich auch in den Bekenntnissen. „Man kann anhand der Bekenntnisse sogar feststellen, welche Bücher die Pastoren gelesen hatten“, erzählt Schäfer. Dies zeige auch, wie wichtig der große Katechismus von Martin Luther für die Pastoren war, die ihn zur Grundlage ihrer Predigten machten. „Die Bekenntnisse sind heute noch lesenswert“, betont Schäfer Das Interim konnte sich nicht durchsetzen. 1552 stellten die evangelischen Fürsten dem Kaier einen Hinterhalt und Karl V. musste fliehen. Die Politik des Interims brach zusammen.

Von Kerstin Kempermann
Source: Kirche-Oldenburg