Mit einem „Wort der Synode zum Ukraine-Krieg“ und einer Fülle von Arbeitsaufträgen für die Synodenausschüsse aus der Jugendsynode ging am Sonnabend die Synodentagung der oldenburgischen Kirche zu Ende.
   
In einem „Wort der Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg“ zum Ukraine-Krieg hat das Kirchenparlament am Sonnabend den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt und ihre Solidarität mit den Leidtragenden bekundet. Sie kritisierte sie scharf den „menschenverachtenden Angriffskrieg auf die Ukraine“. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ „Wir stehen an der Seite der Opfer des Krieges und setzen uns mit aller Macht für die Geflüchteten ein. Wir stehen an der Seite all derer, die sich um den Frieden bemühen – auch in Belarus und Russland.“ Mit ihrer Erklärung folgte die Synode dem Bericht von Bischof Thomas Adomeit, der am Donnerstag zur aktuellen Situation angesichts des Krieges in der Ukraine gesprochen hatte. 
   
Die Synode könne die Überlegungen zu den Waffenlieferungen nachvollziehen, aber sie wisse auch, dass „in der Zerrissenheit zwischen dem Recht auf Selbstverteidigung der Ukraine und der Frage der Waffenlieferungen dorthin Schuld auf uns laden“, heißt es in der Erklärung. Es sei schwer auszuhalten, dass es keine allein richtige Entscheidung gebe, „denn es gibt keinen gerechten Krieg“. Die Mehrausgaben für die Bundeswehr dürfe „nicht zu Kürzungen im Bundeshaushalt im Bereich der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit und der humanitären Hilfe führen, weil dies Friedensbemühungen auch in anderen Konfliktlagen erschwert.“  
   
Vielmehr müsse eine Friedensethik entwickelt werden, die Initiativen zur Völkerverständigung voranbringe, forderte die Synode. Die Friedensethik sollte „entwicklungs- und klimapolitische Bemühungen fördern, damit Kriegsszenarien nicht mehr oder zumindest immer seltener eintreten“. Weiter müsse die evangelische Friedensethik klären, wie die Geltung des Völkerrechtes so abgesichert werden könne, dass ein Rechtsbruch wirksam unterbunden werden kann.
„Ich bin stolz“, sagte Bischof Adomeit, dass sich die Synode bei diesem Thema positioniert habe. Für diese Klarheit sei er dankbar. 
   
Am Donnerstagnachmittag und am Freitag tagte die Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg erstmals als Jugendsynode. Dazu kamen die 60 Synodalen mit 30 Jugenddelegierten zusammen, um über die Zukunft der Kirche zu diskutieren und Anträge zu erarbeiten.
   
„Es war das Highlight dieser Tagung“, sagte rückblickend Synodenpräsidentin Sabine Blütchen. „Dieses Format habe der Kirche gut getan.“ Auch der Jugendpräsident der Jugendsynode, Lucas Thiel, zeigte sich sehr zufrieden. „Es war ein tolles erstes Experiment“, das aber nicht einmalig bleiben dürfe. Die Jugenddelegierten hatten den Eindruck, dass sie mit ihren Vorstellungen gehört worden seien. Es war „eine Begegnung auf Augenhöhe“. „Der gemeinsame Blick auf die Kirche habe Spaß gemacht“, berichtete der Jugendsynodale und Sprecher der Jugendkammer, Fabian Dargel. Das „Experiment“ sei geglückt, „an dem können wir anknüpfen“.  
   
Bei den Anträgen der Jugendsynode ging es im Kern um die Beteiligung von Jugendlichen an den Entscheidungsprozessen und in den kirchlichen Gremien, die durch zusätzliche Berufungen ermöglicht werden sollen. Gleich drei der acht Arbeitsgruppen hatten eine stärkere Beteiligung und leichtere Beteiligung von Jugendlichen eingefordert und verschiedene Vorschläge eingereicht. Dazu gehörte eine Flexibilisierung der Wahlperiode, weil junge Menschen in der Ausbildung sich nicht auf eine ganze Wahlperiode festlegen könnten. Auch ein „Tandem-System“ wurde vorgeschlagen: Zwei oder mehrere junge, aber auch ältere berufene Mitglieder sollten sich die Beratungsarbeit in den Gremien teilen, aber nur mit einer Stimme entscheiden dürfen. Ebenso sollten  „Schnupperzeiten“ für die Gremienarbeit, etwa im Gemeindekirchenrat, sollten angeboten werden, um aufzuzeigen, wie attraktiv die Mitwirkung und -entscheidung sein kann. In diesem Zusammenhang wurde auch angeregt, über eine Quote zur Beteiligung von Jugendlichen in den kirchlichen Gremien diskutiert. Zwei Jugendsynodale in der 60-köpfigen Landessynode seien sicher unbefriedigend; hilfreich wäre eher eine prozentuale Vorgabe. Dagegen spreche jedoch, dass auch Jugendliche ihr Wahlrecht wahrnehmen könnten und entsprechend mehr junge Menschen in die Gremien wählen könnten. Auch gab es Bedenken, ob durch die Fülle von Berufungen das generelle Wahl-Prinzip aufgeweicht werde.
   
Darüber hinaus müsse eine finanzielle und materielle Ausstattung für eine gute digitale Kommunikation geschaffen werden. Grundlegend sei zudem, die Synodalen in einem eigenen Intranet mit Informationen zu versorgen.
   
Auch die Frage nach der zukünftigen Nutzung von Kirchenräumen mündete in einem Antrag. So sollen alle Gemeinden bis zum Jahresende 2025 eine Gebäudeanalyse machen lassen können, die von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg bezahlt werden möge. Bisher mussten die ohnehin in Finanznot geratenen Gemeinden eine solche Analyse, die vor einem Verkauf stehen muss, selbst bezahlen. Nach der Analyse sollte eine „Taskforce“, in der externe Profis mit haupt- und ehrenamtlichen Kräften der Kirche gemeinsam entscheiden, was mit den Gebäuden geschehen soll. 
   
Als einen Schwerpunkt kirchlicher Arbeit machte die Arbeitsgruppe „Musik“ die vielfältige musikalische Arbeit der Kirche aus. Es gelte nicht nur, sich neuerer Musik zu öffnen, sondern auch das alte Kirchenlied zu pflegen – dies aber vor allem den jungen Menschen mit Hintergrundwissen näher zu bringen. Mit Flyer oder Plakaten lasse sich Jugend nicht für klassische Kirchenkonzerte erwärmen, eher schon auf elektronischem Weg beziehungsweise über die sozialen Medien. Ebenso riefen die Delegierten die Kirchengemeinden und Einrichtungen auf, neben dem klassischen 10-Uhr-Gottesdienst am Sonntag mutig neue Formen der Verkündigung auszuprobieren.
   
Nun beginnt die Arbeit in den Fachausschüssen. Dabei werden alle Ausschüsse aufgefordert, bei der Bearbeitung der Aufträge der Jugendsynode die Jugenddelegierten als fachkundige Gäste sowie weitere fachkundige Mitarbeitende (z.B. Gottesdienst-Beraterinnen und -Berater, Vertreterinnen und Vertreter aus der Jugendkammer) hinzugezogen werden. Bis zur sechsten Tagung der 49. Synode im November sollen erste Vorschläge zur Beratung und zur Beschlussfassung vorliegen. 

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Kirche-Oldenburg
„Eine Begegnung auf Augenhöhe“