Der Frieden gehört zum Kern der christlichen Botschaft und darf keine Randerscheinung sein. Dies betonte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, bei einem Vortrag im Deutschen Marinemuseum in Wilhelmshaven im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Mit Schwert und Talar. Drei Pastoren zwischen Kirche und Marine“. Die Rolle der Kirche sei es dabei nicht nur, eine friedensethische Debatte zu führen oder anzumahnen, sich in die gesellschaftlichen und politischen Prozesse einzumischen und sich konkret in Kirche und Diakonie, in Friedensgruppen und Entwicklungsarbeit zu engagieren, „sondern auch von der Hoffnung zu erzählen, die uns trägt“, so Brahms, der auch der Leitende Geistliche der Bremischen Evangelischen Kirche ist.
Krieg hinterlasse an den Körpern und in den Seelen der Menschen tiefe Spuren, oft sogar über Generationen hinweg, mahnte der EKD-Friedensbeauftragte. „In den Schicksalen der Geflüchteten, die zu uns kommen, begegnen uns solche Verletzungen und Traumata nun genauso wieder wie in den Erfahrungen der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im Auslandseinsatz waren“, meinte Renke Brahms. Dies fordere die Kirche in besonderer Weise heraus, sich für den Frieden einzusetzen.
Brahms verwies dabei auf das Leitbild eines Gerechten Friedens, das die Kirchen in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hätten. „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein, hat der Ökumenische Rat der Kirchen bereits 1948 bezeugt. Damit wurde deutlich, dass der Krieg von den Kirchen geächtet ist“, betont der EKD-Friedensbeauftragte. Mit dem Leitbild eines Gerechten Friedens hätten die Kirchen sich endgültig von der Vorstellung eines gerechten Krieges verabschiedet und stattdessen den engen Zusammenhang von Frieden, Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung betont. „Frieden, das verstehen wir als einen Prozess zunehmender Gerechtigkeit und abnehmender Gewalt“, machte Renke Brahms in Wilhelmshaven deutlich.
Dazu gehöre aber auch der klare Vorrang für zivile Konfliktlösungen und die Notwendigkeit der Prävention, unterstreicht der EKD-Friedensbeauftragte. „Gerechter Friede in der globalisierten Welt setzt den Ausbau der internationalen Rechtsordnung voraus. Sie muss dem Vorrang ziviler Konfliktbearbeitung verpflichtet sein und die Anwendung von Zwangsmitteln an strenge ethische und völkerrechtliche Kriterien binden“, meint Renke Brahms unter Verweis auf die EKD-Friedensdenkschrift von 2007.
Wer dies betone, der müsse sich auch den aktuellen Herausforderungen stellen, machte Renke Brahms klar. Dazu gehöre ein Augenmerk auf eine umfassende Friedensbildung in Familie, Kindergärten und Schule. „Denn dies ist ein Baustein für gesellschaftliche Friedensprozesse und damit ein grundlegender Bestandteil des christlichen Friedensauftrags“, ist der EKD-Friedensbeauftragte überzeugt. Kritisch würde die Kirche auch die zunehmende Rüstung betrachten. „Deutschland gehört nach wie vor zu den größten Rüstungsexporteuren in der Welt. Nun steht eine Erhöhung des Verteidigungshaushalts zur Diskussion. Doch der militärische Beitrag darf nicht das vorrangige Instrument der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik sein“, mahnte Renke Brahms. Vielmehr sollten die zivilen Ansätze, auch in der Entwicklungspolitik, gestärkt und finanziell besser ausgestattet werden, um so Konflikt- und Fluchtursachen mit zivilen Mitteln zu bekämpfen, warb der EKD-Friedensbeauftragte.
In jedem Gottesdienst werde der Gemeinde der Friede Gottes zweimal zugesprochen, im Kanzelgruß nach der Predigt und im Segen am Ende des Gottesdienstes, wo es im aaronitischen Segen heiße, dass Gott sein Angesicht auf jeden erhebe und ihm seinen Frieden schenke, betont Renke Brahms. Für den EKD-Friedensbeauftragten ist dies auch ein deutliches Zeichen: „Dem Frieden gehört also das letzte Wort!“