Seit einigen Wochen summt und brummt es deutlich hörbar neben der 1966 erbauten St.-Paulus-Kirche in Nordenhams Stadtteil Friedrich-August-Hütte. Dort wo viel Industrie zu Hause ist, gibt es nun ein Areal, auf dem sich Insekten und Kleintiere in einem Meer aus Wildblumen tummeln können. Angelegt wurde es von vielen freiwilligen Helfern der Kirchengemeinde, darunter auch Kinder und Jugendliche.

Das Thema Schöpfung habe sich im Laufe des Jahres durch die ganze Gemeinde gezogen, erklärte Pastorin Anke Claßen beim 49. Kirchweihfest, welches am Sonntag im Pfarrbezirk FAH der evangelischen Kirchengemeinde Blexen als Schöpfungsfest mit Gottesdienst und anschließendem Gemeindefest gefeiert wurde. So habe bereits im Frühjahr die Kindertagesstätte Regenbogen einige Apfelbäumchen auf dem Gelände der St.-Paulus-Kirche gepflanzt, die auch schon einige Äpfel getragen haben. Von den Pfadfindern Nordenham wurde zudem eine Hochbeet angelegt, in dem biologisches Gemüse angepflanzt, geerntet und gegessen wurde. Und schließlich wurde die Idee für das Wildpflanzenbeet geboren. So sollte die blumenlose grüne Rasenfläche vor der Kirche zum Blühen gebracht werden.  

"Viele Wildkräuter werden als Unkräuter angesehen und von Feldern und Wegrändern entfernt", schilderte Anke Claßen. Um diesen Wildkräutern ein Areal zu bieten, in dem sie sich bei optimalen Bedingungen Jahr für Jahr selber aussähen können, und zudem Insekten Nahrung zu geben wurden gleich drei Beete in der Größe von 3x 15 Meter auf dem Grünstreifen neben der Kirche angelegt. Doch am Anfang habe man sich schon Sorgen gemacht, erinnerte sich die Pastorin. "Da tut sich nichts!", war die traurige Meldung einige Wochen nach dem Aussähen. Dann nach dem Urlaub sei plötzlich alles erblüht gewesen und viele Insekten tummelten sich seitdem in dem Wildkräuterareal. Dort finden sich unter anderem Schafgarbe, Ringelblumen, Klatschmohn, Stockrose, Borretsch und Margarite.

Für den Umwelteinsatz gab es einen 3. Umweltpreis der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Niedersachsen. Dieser Preis ist verbunden mit einem finanziellen Zuschuss in Höhe von 375 Euro. Der Mitarbeiter im Bereich Umwelt, Klimaschutz und Energie der Landeskirche in Oldenburg, Johannes Hinrichs, überbrachte am Sonntag beim Schöpfungsfest ein Glas mit 375 Senfkörnern für die Aussaat im kommenden Jahr. "Wie bei dem Gleichnis vom Senfkorn möge aus dem scheinbar kleinen Anfang eine große Pflanze werden, die wieder reiche Frucht trägt", wünschte sich Hinrichs. Für die Kinder hatte er noch ein paar Kressetütchen in der Tasche, für die Aussaat zu Hause. Den Anwesenden wünschte er viel Freude an dem Projekt und die Entdeckung von weiteren Schönheiten der Natur zu anderen Jahreszeiten. "Feiern Sie immer wieder Gottes Schöpfung und engagieren Sie sich vielleicht hier und da für deren Erhalt", schloss er seine kurze Laudatio an die Preisträger.

Die Lesung im Gottesdienst befasste sich mit der zweiten Schöpfungsgeschichte aus dem ersten Buch Mose als der Mensch erschaffen wurde und in den Garten Eden gesetzt wurde. Dort wuchs der Baum des Lebens. Auf einer Plakatwand war das Schöpfungstagslogo mit der Hand im Baum  angebracht und die Gemindegleider konnten mit grünen Blättern, auf denen sie ihre Wünsche zum Thema Schöpfung niedergeschrieben hatten, den Baum „begrünen“. Dort war zu lesen „Bitte schützt die Meere und werft keinen Müll hinein“ oder „Die Menshcen auf der Flucht gehören auch zu Gottes Schöpfung“.   

In ihrer Predigt ging Anke Claßen auch auf die Bedeutung der Erde, in der alles wachsen und gedeihen soll, ein. Sie kritisierte den Landkauf Chinas in Afrika und wies darauf hin, dass auch in Deutschland auf möglichst wenig Flächenversiegelung geachtet werde. "Erde ist mehr als nur Dreck. Sie ist Lebensgrundlage und kostbar und wichtig für uns", so die Pastorin. Der Mensch habe von Gott den Auftrag bekommen, die Erde zu bewahren und sie zu bebauen. "Wir wissen hier in FAH genau, was es bedeutet, wenn Erde vergiftet ist", fand Claßen klare Worte für die Umweltsünden der zurückliegenden Jahre. Und weiter: „Hier war die Erde mal vergiftet und die Kühe fielen tot um.“ Ganz realistisch betrachtet, könne der Mensch nicht anders als die Erde zu verletzen. „Aber wir können achtsam sein“, sagte Claßen. Die Erde brauche den Menschen nicht, aber der Mensch brauche die Erde. Es bestehe die Verpflichtung aller, sich so zu verhalten, dass  alle Menschen von der Erde leben könnten. „Wir müssen unsere Hände und unseren Kopf benutzten und unseren beitrag leisten, um die Vielfalt zu erhalten“, so Claßen.   

Zum Gelingen des Schöpfungsfestes trugen außerdem der Posaunenchor Nordenham, der Kirchenchor und ein Chor der Kindertagesstätte bei. Die hatte auch einige Stände aufgebaut, an denen die Kinder Masken basteln, Holzfiguren bemalen oder Stofftaschen bedrucken konnten. Die Konfirmanden luden zum Basteln eines Türschildes aus alten Türleisten ein. Die Feuerwehr Nordenham hatte eine Spritzwand aufgebaut und die Johanniterunfallhilfe bot Aktionen am Schmink- und Bastelstand. Die Pfadfinder steckten ein Lagerfeuer an und luden zum Stockbrotbraten ein. Im Gemeindehaus gabe es eine umfangreiche Kaffeetafel und draußen wurden Bratwürste auf den Grill gelegt. Zwei Tanzgruppen der Kirchengemeinde zeigten Folklore und modernere Tänze. Märchenerzählerin Annegret Martens aus Butjadingen erzählte Interessierten etwas über die Schöpfungsgeschichte.
Beatrix Schulte
Source: Kirche-Oldenburg