Hannover/Bremen (epd). Die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen müssen erneut beträchtliche Mitgliederverluste hinnehmen. Im Niedersachsen gehörten Ende 2022 rund 3,17 Millionen Menschen einer der fünf evangelischen Landeskirchen an, wie die Kirchen am Dienstag mitteilten. Das sind etwa 88.000 weniger als im Vorjahr. Der Anteil der Protestanten an der Gesamtbevölkerung im Land von rund acht Millionen Menschen sank auf knapp unter 40 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr beschleunigten sich die Mitgliederverluste deutlich.

 

In Bremen sank die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder um etwa 6.600 auf rund 163.600. In der Stadt gehört damit nur noch weniger als ein Drittel der Menschen der Landeskirche an. Ende 2015 waren es noch gut 200.000 evangelische Kirchenmitglieder in Bremen, vor 13 Jahren fast 265.000.

 

Der Mitgliederrückgang lag quer durch die Kirchen zwischen 1,9 und über drei Prozent. Er resultiert aus den Zahlen der Verstorbenen und den Kirchenaustritten. Bundesweit lag die Quote bei 2,9 Prozent.

 

Die meisten Landeskirchen meldeten deutlich steigende Zahlen bei den Austritten gegenüber 2021 – die Quote lag bundesweit bei 1,9 Prozent. Als Grund wurden unter anderem die Ersparnis der Kirchensteuer aufgrund von Krisen und Inflation sowie die Missbrauchsfälle in der Kirche genannt. Aus Sicht von Experten spielt auch die «Kosten-Nutzen-Abwägung» eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung, aus der Kirche auszutreten.

 

Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns bedauerte die Entwicklung und warb dafür, Mitglied der Kirche zu bleiben: «Die Kirchensteuern sind eine Investition in das Gelingen einer von Vertrauen, Zuversicht und Mitmenschlichkeit geprägten Gesellschaft», sagte er. Die Kirche halte das geistige Erbe des Christentums lebendig, vermittle den Menschen ein solides Wertefundament und fördere den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

 

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, die drei Viertel Niedersachsens umfasst, verlor insgesamt rund 66.000 Mitglieder – rund 8.000 mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang um 2,8 Prozent – im Vorjahr waren es noch 2,4 Prozent. Mit 2,3 Millionen Mitgliedern bleibt Hannover aber weiterhin die größte evangelische Landeskirche in Deutschland, knapp vor der rheinischen Kirche.

 

Die zweitgrößte Kirche in Niedersachsen ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg mit nunmehr rund 371.600 Mitgliedern. Sie verlor insgesamt rund 9.800 Menschen, das entspricht einem Rückgang um 2,5 Prozent. Bei der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig sank die Zahl der Mitglieder um rund 2,9 Prozent auf knapp 294.000.

 

Die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer musste wie im Jahr davor einen Verlust von rund 3.100 Mitgliedern verkraften und zählt nun etwa 159.000 Mitglieder. Ihr gehören auch Mitglieder außerhalb Niedersachsens an. Die Verlustquote liegt hier bei 1,9 Prozent. Die Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe verlor rund 1.200 Mitglieder, das entspricht 2,6 Prozent. Sie hat jetzt etwa 46.000 Mitglieder.

 

Viele Kirchen meldeten eine steigende Zahl an Sterbefällen, was sich zum Teil durch die Übersterblichkeit durch Corona erklärt. Auch die Zahl der Taufen stieg, weil viele Eltern ausgefallene Taufen aus der Corona-Zeit nachholten. Durchgängige Zahlen hierfür liegen allerdings nicht vor. Die Zahl der Eintritte wuchs ebenfalls vielerorts, konnte aber die Austritte nicht annähernd ausgleichen. Bundesweit gehörten zum Stichtag 31. Dezember 2022 insgesamt 19,1 Millionen Menschen einer der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.

 

Kirche-Oldenburg
Evangelische Kirchen müssen deutliche Mitgliederverluste hinnehmen – Landesbischof Christoph Meyns wirbt dafür, zur Kirche zu gehören