Hannover (epd). Angesichts rasch steigender Preise für den Lebensunterhalt in Deutschland hat der Geschäftsführer der niedersächsischen Landesarmutskonferenz, Klaus Dieter Gleitze, die Politik zum Gegensteuern aufgefordert. «Menschen mit wenig Geld sind zurzeit mit einer Häufung von Problemen konfrontiert, wie es in der deutschen Nachkriegszeit einmalig ist», sagte Gleitze im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie seien «bedrohlichen Risiken» ausgesetzt.

 

So müssten sich Menschen mit wenig Geld mittlerweile immer häufiger schon zur Mitte des Monats an die Lebensmittel-Tafeln wenden, um ihre tägliche Ernährung zu sichern. «Dort konkurrieren sie zunehmend mit Flüchtlingen aus der Ukraine.» Zudem erschwerten Minusgrade bis in den Frühling hinein die Energie-Situation von Menschen in Armut in gesundheitsgefährdendem Ausmaß: «Arme Menschen sind kränker und sterben früher.»

 

Die Landesarmutskonferenz erwarte von der Politik, «den Kampf gegen eine immer dramatischer werdende Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich endlich ernst zu nehmen», betonte der Sozialexperte. So müssten die Regelsätze für Hartz IV und Grundsicherung sofort auf 600 Euro monatlich angehoben werden. Zudem sei eine einmalige Konsumbeihilfe für Arme in Höhe von 1.000 Euro nötig.

 

Gleitze forderte auch eine Vermögensabgabe für Superreiche, um das Gemeinwesen solidarisch zu finanzieren. Die 1995 gegründete Landesarmutskonferenz ist ein Zusammenschluss von Verbänden, Gewerkschaften und Initiativen.

Kirche-Oldenburg
Experte: Inflation birgt «bedrohliche Risiken» für Menschen in Armut