Bremen/Regensburg (epd). Der Regensburger Extremismusforscher Alexander Straßner hat vor einer zunehmenden Gewaltbereitschaft und Radikalisierung der Gesellschaft gewarnt. In vielen westlichen Gesellschaften sei eine ungesunde Polarisierung zu beobachten, sagte Straßner dem Bremer Weserkurier (Samstag). «Da wird nicht mehr miteinander gestritten, sondern nur noch wechselseitig übereinander geschimpft. Es gibt nur noch Vorsichtige und Impfgegner, Klimaschützer und Klimawandelleugner, Migrantenfreunde und Nazis.»

Dazwischen existiere scheinbar im öffentlichen Diskurs überhaupt nichts mehr. «Am Ende nimmt die Gewaltbereitschaft exzessiv zu, weil jede Seite für sich beansprucht, die politische Wahrheit gefunden zu haben», sagte Straßner und ergänzte: «Dann braucht man auch keinen Pluralismus mehr, denn dann gibt es ja nichts mehr zu diskutieren.» Der Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg hatte jüngst Klimaaktivisten wie «Die letzte Generation» mit der RAF verglichen.

Die Radikalisierung von Aktivisten vollziehe sich unabhängig vom Thema nicht mehr über Jahre hinweg, sondern innerhalb von Wochen oder Tagen, sagte Straßner dem «Weserkurier». Die modernen pluralistischen Gesellschaften seien zugleich auch verunsicherte Gesellschaften. Die Vielzahl der Lebensoptionen für junge Menschen stelle zunehmend eine Überforderung dar. Jugendstudien zeigten eine Sehnsucht nach Halt und Klarheit. «Was ist politisch richtig, was falsch? Sich mit den unzähligen Facetten auseinanderzusetzen ist mühsam, Extremismus hingegen einfach.»

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Extremismusforscher warnt vor «ungesunder Polarisierung»