Die Ideenliste hängt in der „Küche“ und sie wird von Tag zu Tag länger. „Die Liste haben wir gleich zu Beginn hier aufgehängt, jeder kann hier schnell mal was notieren, damit nichts vergessen wird. Wer weiß, vielleicht wird es doch irgendwann mal eng“, meint Utz Leppin schmunzelnd. Das macht allerdings nicht den Anschein, die Jugendlichen stecken voller Ideen, welche Angebote sie Kindern und Erwachsenen machen könnten.
 
Auch in diesem Jahr war das große Zelt von „Kirche Unterwegs“, der mobilen Kirchengemeinde auf Zeit, wieder ein echter Hingucker und Anziehungspunkt auf dem Campingplatz in Hooksiel. Weitere Zelte waren entlang der Küste in Schillig, Dangast und Burhave sowie in Falkensteinsee aufgebaut. Es geht darum, Kinder und Erwachsene im Urlaub mit der Kirche und mit Fragen nach Gott und dem Leben in Berührung zu bringen.

Dafür werden bunte Vormittage für Kinder, Gute-Nacht-Aktionen, Andachten, Gottesdienste, Grillabende und vieles mehr organisiert. Ehrenamtliche, die in wechselnden Teams jeweils zwei Wochen vor Ort sind, opfern dafür einen Teil ihres Urlaubs oder der Ferien, doch das tun sie gerne. „Wir haben eine richtig gute Zeit hier, sind mit netten Leuten zusammen“, sagt Utz Leppin und ist sich mit vielen anderen Jugendlichen einig, dass die Erwartungen an die Zeit mit „Kirche Unterwegs“ mehr als erfüllt wurden. Die meisten wollen auch im kommenden Jahr wieder als Betreuerinnen und Betreuer dabei sein.
 
Mit Trommeln, Pfeifen und Schellen
Doch zurück zum Angebot für die Camping-Kinder: An diesem Morgen ziehen die Jugendlichen pünktlich um 10 Uhr singend über den Campingplatz in Hooksiel. Trommeln, Pfeifen und Schellen begleiten den Gesang der typischen Zeltlager-Lieder. Sie sind witzig, frech und vor allem laut. Und genau das ist auch die Absicht, denn mit diesen Liedern machen die Jugendlichen von „Kirche Unterwegs“ auf sich aufmerksam und laden zum Kinder-Vormittag ein.
 
Der Kinder-Vormittag, der mehrmals in der Woche stattfindet, beginnt immer mit dem Abholen der Kinder vom Platz, den Begrüßungssong am Treffpunkt kennen die meisten schon auswendig. Dann wird erstmal dem Bewegungsdrang nachgegeben, Spiele bei denen Konzentration und Bewegung gleichermaßen einen Rolle spielen, stehen auf dem Programm. Erst dann wird eine kurze Geschichte mit Handpuppen erzählt und zu einer Spiel- oder Bastelaktion übergeleitet. Woher die Ideen kommen? Die wurden vorher schon mal gesammelt, wie gesagt, die Liste hängt im Küchenzelt. Jetzt geht es darum, den Kindern, die zumeist ohne Eltern zum Kindervormittag kommen, Anleitung zu geben.
 
„Das kann man immer gebrauchen“
Utz macht das sichtlich Spaß. Der 15-Jährige wurde kurz nach seiner Konfirmation angesprochen und nun ist er bereits im dritten Jahr als Betreuer dabei. „Es ist toll, mit Kindern zu arbeiten und nebenbei noch eine gute Zeit zu haben“, sagt der Schüler mit Vorliebe für Mathematik und Politik. Könnte er sich Erzieher als Beruf vorstellen? Eher nicht, er will sich lieber in Richtung Maschinenbau entwickeln – das Geld müsse schließlich auch stimmen. Jule Dust (15) erging es nach der Konfirmation ähnlich, sie will, wie die meisten anderen im Betreuerteam so bald wie möglich ihre Jugendleiter-Card erwerben. Etliche Schulungen hat sie dafür schon besucht. Sie ist begeistert, was sie dabei gelernt hat, von Basteltipps bis zu pädagogischen Aspekten: „Das kann man immer gebrauchen“, meint sie.
 
Ganz ohne Erwartungen kam Dion Vowinkel (15) zu „Kirche Unterwegs“. Bei der Schulung zur Vorbereitung sei er auch auf Probleme vorbereitet worden. Die gab es bisher noch gar nicht. So ist er umso zufriedener und will auch im kommenden Jahr wieder als Betreuer mit dabei sein. Tiara Gallas (14) will nach ihren ersten Erfahrungen sogar eine Freundin ansprechen und hofft, dass die im kommenden Jahr mit dabei sein kann.  
 
Insgesamt sei eine sehr schöne Stimmung auf dem Platz, sagt Diakon Marco Folchnandt, der als Hauptamtlicher die Gruppe begleitet hat. Der Platzbetreiber stehe voll hinter dem Konzept, die Absprachen mit den Kollegen der katholischen Kirche klappten reibungslos, so könne man sich bei den Angeboten abwechseln und ergänzen.

Als Neuling in dieser Aufgabe habe ihn die Geschichte von Horst und Gerda beeindruckt, die seit mehr als 25  Jahren Jahr für Jahr auf „Kirche Unterwegs“ in Hooksiel geradezu warten. „Das ist eine tolle Bestätigung“, so Folchnandt. Und immer wieder gebe es Camper, die die Arbeit ausdrücklich lobten und ihre Wertschätzung durch ein kleines Geschenk oder eine Spende äußersten. „Darüber freut sich die ganze Gruppe dann ganz besonders“, sagt der Diakon.
 
Ein Beitrag von Annette Kellin.

Source: Kirche-Oldenburg