Hannover (epd). In der Diskussion um die Aufnahme von Minderjährigen aus den überfüllten griechischen Flüchtlingslagern, hat der Flüchtlingsrat Niedersachsen erneut dringend ein Handeln gefordert. «Wir reden hier von den unbegleiteten minderjährigen Kindern», sagte Flüchtlingsrats-Geschäftsführer Kai Weber am Dienstag «radio ffn» in Hannover. «Insofern ist die Diskussion in vieler Hinsicht hochgradig verlogen. Wenn davon die Rede ist, man würde hier Anreize schaffen und es würden dann mehr kommen.»
   
Die Kinder seien ohne ihre Eltern unterwegs, sagte Weber. Sie lebten in den Lagern unter unsäglichen Umständen, seien von Gewalt und Missbrauch bedroht. «Man muss diese Kinder rausholen», bekräftigte Weber. «Ich kann es nicht mehr hören, diese weinerlichen Weihnachtsansprachen, in denen wir uns auf die Schultern klopfen und uns sagen, wie gut es ist, dass der Heiland geboren wurde und das Kind in der Krippe feiern und dann diese Kinder ignorieren.»
   
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben in Lagern auf den Inseln Lesbos, Samos und Kos mehr als 4.400 unbegleitete Kinder, von denen nur jedes vierte altersgerecht untergebracht sei.
   
Zuletzt hatte sich Grünen-Chef Robert Habeck dafür ausgesprochen, Tausende Migranten aus den überfüllten Lagern Griechenlands nach Deutschland zu bringen, zuerst die Kinder. Schnelle Hilfe sei ein Gebot der Humanität. Die Bundesregierung bekräftigte dagegen, sie lehne einen «Alleingang» zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland ab. Auch andere EU-Staaten müssten einen Beitrag leisten.
   
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sowie seine Amtskollegen aus Thüringen und Berlin hatten ein Sofortprogramm für die Aufnahme oder wenigstens eine Ausnahmegenehmigung für einige 100 Minderjährige gefordert. Ausgangspunkt war eine Reise von Pistorius nach Lesbos Ende Oktober. Auch Vertreter der evangelischen Kirche hatten sich der Forderung der Grünen angeschlossen.

Internet: www.ffn.de und www.nds-fluerat.org

Source: Kirche-Oldenburg